yetis Welt | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Bauer sucht TorDer Tag begann früh, denn bevor es zum letzten Heimspiel der ersten Mannschaft vor der Winterpause gehen sollte, galt die ganze Aufmerksamkeit unserer FII, die heute in der Halle antrat. Jeder der bisher glaubte, dass es nicht zur Sache geht, wenn Sechsjährige Fußball spielen, sollte heute eines Besseren belehrt werden. Grätschen, voller Körpereinsatz, präzise Schüsse in den Winkel und mutige Paraden der Torhüter waren eher die Regel, als die Ausnahme. So macht Fußball Spaß und die glorreichen Kleensten konnten von den ersten drei Spielen zwei gewinnen. Das war’s dann aber auch schon wieder mit positiven Ereignissen an diesem Tag.Zum ersten Heimspiel der Rückrunde hatte der 1. FC Union Berlin knapp 1.000 Freikarten verteilt, die sicher auch an Bedürftige gingen, aber zum großen Teil bei Leuten landeten, die sowieso immer da sind. Eine schöne Geste des Vereins, der Sponsoren und einiger großzügiger Fans. Leider konnten nicht alle Tickets an den Mann gebracht werden, was mit Sicherheit auch der Fernsehübertragung des rbb geschuldet war. So fanden sich gerade mal 5.065 zahlende Zuschauer nach zuletzt spektakulären und erfolgreichen Heimspielen im Stadion An der Alten Försterei ein. Union legte gut los und kam nach Vorlage von Patschinski und vier Minuten durch Spork in Front. Selbst der zwischenzeitliche Ausgleich konnte die Köpenicker nicht schocken, denn eine Minute danach netzte ‚Patsche’ mit einem genialen Heber zum 2:1 ein. Ausrasten auf den Rängen, der Mob war zufrieden und setzte das in eine ganz annehmbare Stimmung um. Union erspielte sich weitere Chancen, von denen Mattuschka noch vorm Pausentee eine zum 3:1 nutzen konnte, als er allein aufs Tor zuläuft und den Keeper in Torjägermanier aussteigen lässt. Bis dahin konnte man noch zufrieden sein, doch was dann kommen sollte, grenzte schon an Blödheit. Innerhalb von neun Minuten kommt eine bis dahin vollkommen unterlegene Ahlener Mannschaft zum Ausgleich, wobei das zweite Tor auf Glinkers Kappe geht, dem man das wohl mal zugestehen kann nach einer sensationell guten Hinrunde. Die knapp 50 Mitgereisten Bauern aus dem fürchterlichen Dorf Ahlen feierten das Ganze entsprechend emotional und konnten sich sogar dazu hinreißen lassen, ein wenig zu supporten, obgleich man davon so gut wie nichts hörte. Auf Heimseite gab es ein Spruchband zu der verbotenen ‚Stasi 2.0’-Fahne, die beim Spiel gegen Lübeck vom Ordnungspersonal aus dem Block geholt werden sollte. „Niemand hat die Absicht einen Überwachungsstaat zu errichten“ stand in großen Lettern auf Tapete. Schöner Spruch, der hoffentlich bei den Verantwortlichen angekommen ist. Auf dem Platz ging es weiter mit einem berechtigten Elfmeter für Union, den Patsche bei seinem derzeitigen Lauf natürlich souverän verwandelte. Nun machte Ahlen auf und der FCU hatte Chancen im Minutentakt. Mangelnde Konzentration im Abschluss versagte uns jedes weitere Tor und statt 7:3 stand es weiter 4:3. Einmal mehr tat sich der so genannte Stürmer Karim Benyamina hervor, der momentan in einem absoluten Formtief steckt. Er steht permanent im Abseits und wenn’s der Linienrichter mal nicht sieht und er vors Tor kommt, vergibt er kläglich. Vielleicht hilft ihm ja die Winterpause wieder in Form zu kommen, vielmehr hoffe ich aber, dass uns in Form eines weiteren Stürmers geholfen wird. Wie es dann immer so ist, musste kurz vor Ultimo noch der unglückliche Ausgleich fallen und die Wut über den Schiedsrichter, der letztendlich zwar einige komische Entscheidungen traf, aber nicht Schuld an der 4:4-Niederlage war, erfasste sogar unseren Präsidenten Dirk Zingler. Der lief wie von der Tarantel gestochen aufs Spielfeld und sagte dem Mann in Gelb ein ziemlich kritisches Weihnachtsgedicht auf. Danach war dann Bescherung angesagt und die Unioner verteilten großzügig volle Bierbecher an Herr Thielert, der jedoch vor der Flut an Geschenken flüchtete. So verpasste er zum Glück die beiden größten Präsente, eine volle Cola-Flasche und einen Böller, der in Deutschland mit Sicherheit nicht mal zu Silvester erlaubt ist. Wut und Verärgerung - okay, aber das Becherwerfen hat uns schon genug Geld gekostet. Als Wiederholungstäter dürfte die nächste Strafe im mittleren fünfstelligen Bereich liegen, was sich der Verein absolut nicht leisten kann. Wie dem auch sei, Union hatte mal wieder einen kleinen Matchball vergeben und so blieb der Abstand zu Platz elf bei vier Punkten, statt auf sieben zu wachsen. Dreißig Gegentore stehen zu Buche, die uns in einer abwechslungsreichen Hinrunde einige Punkte kosteten. Dennoch sind es zu Platz zwei auch nur drei Punkte, die Liga ist also wieder ähnlich eng wie letzte Saison. Nun werden die Karten beim Wett(nach)rüsten in der Winterpause wieder ganz neu gemischt und der geneigte Fußballfan wird sich bis Mitte Februar wieder mehr Hallenturniere und Testspiele angucken, als er sich ursprünglich vorgenommen hatte. In diesem Sinne, fröhliche Weihnachten und niemals vergessen, Eisern Union. Ultras ohne EhreSamstag früh um vier Uhr in Köpenick, alles schläft und ärgert sich über die am Vortag in Oberhausen verschenkten drei Punkte. Am meisten wurmte das jedoch unseren Trainer Uwe Neuhaus, der die Mannschaft zu dieser nachtschlafenden Zeit zu einem 45minütiges Training auf den Platz bat. Mit Sicherheit nicht das größte Vergnügen nach einer anstrengenden Rückreise und so tat die Mannschaft gut daran, es in Düsseldorf besser zu machen. Dem Niveau passte sich dann auch das Ordnungspersonal an, das einfach nicht begründen konnte, warum man ein und denselben Block nur über den Eingang betreten konnte, der auf der Eintrittskarte ausgewiesen war. Die Jungs und Mädels vom Cateringstand waren ähnlich clever, hatten sie doch große Probleme bei der Herausgabe des richtigen Wechselgelds. Wahrscheinlich fanden sie die Preise dafür einfach nur selber unverschämt und gaben aus Verständnis für die armen Auswärtsfahrer mehr Wechselgeld raus als vorgesehen. Inzwischen war das Spiel zu Ende, doch nach Feiern war im Block keinem so recht. Alle wollten nur noch raus. In den Katakomben des Stadions wurden dann die Personalien von dem Ordner aufgenommen, der das alles verursacht hatte. Der Heini ließ es sich dann nicht nehmen einen unserer Fanbeauftragten als Rassisten zu beschimpfen, was nicht nur lächerlich, sondern fast schon Verleumdung war. Das interessierte dann allerdings keinen so recht und es ging ziemlich wütend und vor allem mit dem Verhafteten zum Hauptbahnhof. Dort standen sogar Mitglieder der Ultras Düsseldorf und spielten sich wegen ihres „Erfolgs“ ziemlich auf. Wüste Beschimpfungen folgten, doch die Ultras ohne Ehre hatten nicht mal die Eier in der Hose die zahlenmäßig Unterlegenen Unioner in die Schranken zu weisen. Sie verteidigten den unehrenhaften Diebstahl der Fahne sogar noch und hatten außer „Scheiß Ossi-Ultras“ nicht viel auf dem Kasten. Im Bahnhofskonsum ging es dann kaum vorwärts, was vornehmlich daran lag, dass die Mannschaft sich nicht einigen konnte, was auf der Rückfahrt getrunken werden sollte. Am Ende entschied man sich für Dosenbier und Mixgetränke, die man allerdings nicht allein trinken wollte. Kaum hatten es sich die Reisenden im ICE gemütlich gemacht, standen auch schon Marco Gebhardt und Sebastian Bönig in der Tür, um mit den Fans zu feiern. Ohne Vorbehalte trank man gemeinsam das ein oder andere Bier und brachte sich die verschiedenen Sichtweisen des heutigen Tages näher. Später gesellte sich dann auch noch Nico Patschinski zu dem illustren Haufen und entpuppte sich als Alleinunterhalter, der einem sogar ein Bier ausgab. Das verkürzte die Fahrt, die kurz vor Wolfsburg von einer „Herde Wildschweine“ gebremst wurde, ungemein. In Wolfsburg bestand dann der Schaffner darauf, dass Beamte des BGS zusteigen, was nur an einer einzigen Frau lag. Die fühlte sich nämlich durch die lauten Gesänge belästigt und so stiegen tatsächlich drei Beamte zu, die nicht einschritten und einen ruhigen Abend verbrachten. Kommerz lass nach!
13:12, 26-Nov-2007
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„Oberhausen, Wiege der Ruhrindustrie“, so der Wahlspruch der Stadt. Die Wiege des Fußballs liegt dort mit Sicherheit nicht, dafür aber das Niederrheinstadion, Heimat des Drittligisten Rot Weiß Oberhausen, dem letzten Gegner des 1. FC Union Berlin in der Hinrunde. Den Spielplanern des DFB sei dank durfte man erneut an einem Freitag in den Westen Reisen und tat das seit Langem mal wieder mit dem VIRUS-Bus. Die Heimkurve war heute ebenfalls gut gefüllt und erreichte, bedingt durch den Spielverlauf und das Dach, teilweise eine ganz ordentliche Lautstärke. 3.211 Zuschauer sahen 30 Minuten lang eine ausgeglichene Partie. Dann wurde Oberhausen stärker und nutzte die erste Großchance nach einem schlimmen Stellungsfehler zum 1:0. Verwöhnt von der Aufholjagd gegen Lübeck und der Leistung in Magdeburg tat das der Stimmung im Gästeblock jedoch keinen Abbruch. Mit dem Selbstvertrauen aus sieben Spielen ohne Niederlage ließ sich die Mannschaft nicht beirren. Nur drei Minuten nach dem Rückstand wurde Patschinski im Strafraum in aussichtsreicher Position gefällt. Alle warteten auf den Pfiff, doch Schiedsrichter Ittrichs Pfeife blieb stumm. Bezeichnend für seine schwache Leistung, deren Konsequenz unmögliche Fehlentscheidungen für und gegen beide Seiten waren. Freie Meinungsäußerung?!Nach dem schwachen Pokalspiel nun ein Versuch der Wiedergutmachung gegen den VfB Lübeck. Die überraschend schwachen Hansestädter reisten mit der Empfehlung von fünf sieglosen Spielen an. So ganz hatten die Unioner den schwachen Auftritt unter der Woche wohl noch nicht vergessen und verpennten abermals die Anfangsphase. Zwei mittelschwere Fehler der Abwehr und Ersatztorwart Hinz sorgten erneut für einen 0:2 Rückstand nach 20 Minuten. Und dennoch kam das komische Gefühl auf, man würde hier dennoch gewinnen und viel stärker als der SV Empor Berlin sollten sich die Lübecker in Folge auch nicht präsentieren. Fünf Tore zur Halbzeit, da hatte sich das Kommen des rbb doch glatt gelohnt. Dachten sich wohl auch die Gelegenheits-Stadiongänger und verbrachten den Nachmittag lieber zu Hause auf der Couch, statt unsere einmalige Stadionatmosphäre vor Ort zu schnuppern. Besonders bitter, wenn man bedenkt, dass Union durch die Übertragung des Spiels nicht mal Mehreinnahmen entstehen. Im Gegenteil 4.113 Zuschauer stellten doch einen deutlichen Einbruch zu den vorangegangenen Heimspielen dar. Weiter ging der Reigen der Spruchbänder mit „Zeugenaussage versprochen, dafür die Knochen verbrochen“ als Anspielung auf eine brutale Knüppelaktion der Polizei am Abend nach dem Spiel in Magdeburg. Dazu wurde hin und wieder der Stasi 2.0 - Doppelhalter gezeigt, den ein Bild des Innenministers Schäuble „ziert“. Der war jedoch seitens der Polizei unerwünscht und so wurde jedem der das harmlose Stück Stoff noch mal zeigen sollte mit Stadionverbot gedroht. Folgerichtig sprühte der Ultrahaufen schnell noch ein Spruchband mit der Aufschrift „Freie Meinungsäußerung?“ und verließ geschlossen den Block. Sogar ein paar Leute von der Gegengerade schlossen sich dem konsequenten Handeln von WS und TSK an. Bitter, dass der Verein sich von der allgemeinen Panikmache der Polizei anstecken ließ und per Hausrecht einen harmlosen DH aus dem Stadion verbannte. Das erinnerte ein wenig an die sinnlose Diskussion um die Fahne „Perverse Menschenfresser“ der Zwickauer, die neuerdings auch wieder verboten ist. Die Ultras Union werden dazu demnächst noch eine Stellungnahme veröffentlichen, die sich auch an die Mannschaft richten wird, der man damit nicht schaden wollte. Husch, husch, husch...Dritte Runde des Paul-Rusch-Pokals, ein Gegner aus der sechsten Liga - eigentlich ein klarer Fall von ca. 1.000 Zuschauern ‚An der Alten Försterei’ und einem deutlichen Sieg für Union. Denkste, denn der SV Empor Berlin wollte sein Heimrecht nicht wie üblich mit Union tauschen und so musste die Partie im Jahn-Sportpark stattfinden.Die Kartenpreise waren mit fünf Euro nicht höher als an der AF, dafür aber die Schlangen an den Kassen. Erbärmliche zwei davon hatte man geöffnet und an beiden ging es kaum vorwärts. Das Kassenhäuschen hinter der Haupttribüne bot dann großes Kino für alle potentiellen Stadiongänger. Die drei Opas, die dort Tickets an den Mann brachten, hatten die Gästeliste eines Radiosenders direkt ans Fenster gelegt und so nahmen plötzlich einige Leute ganz andere Namen an. Natürlich verkaufte nur einer der drei die Karten, die anderen beiden standen daneben und gaben neunmalkluge Kommentare ab. Leute mit 50-Euro-Scheinen attestierten sie eine schlechte Spielvorbereitung und wiesen sie ab, von den Ermäßigungsberechtigten ließen sich die leicht senilen Opis die Nachweise mindestens zweimal zeigen. Im Stadion war heute nur die Haupttribüne geöffnet, wo sich am Ende 1.015 Zuschauer einfanden. Gefühlte null Grad, Popmusik in Konzertlautstärke und ekelhafter Glühwein - Fußballherz was willst du mehr? Neuigkeiten von den Kassenopis zum Beispiel, die es doch tatsächlich geschafft hatten, bis kurz vor Anpfiff so viele Karten vor möglichen Käufern zu beschützen, dass die Partie um zehn Minuten verschoben werden musste. Bei Union würde so was glatt als ‚professionelle Strukturen’ – kurz ‚profStruk’ – durchgehen. Irgendwann hatten die Opis dann doch ein Einsehen und brachten die Tickets zu dritt an den Mann, womit das Spiel dann auch endlich beginnen konnte. Union bot mit Stuff und Ruprecht gerade mal zwei Stammspieler auf, der Rest rekrutierte sich aus Reservisten und jungen Spielern der A-Jugend, bzw. Union Zwee. Noch ehe sich die Ersten über die Kälte aufregen konnten, netzte Empors Gaschekowski zum ersten Mal ein und sorgte noch für Lacher. Als er dann nach zwanzig Minuten auch noch das 2:0 für die Gastgeber besorgte, fanden das die ca. 800 Unioner schon gar nicht mehr so lustig. Ein unterirdisches Spiel, das jedem Köpenicker vor Augen führte, wie schlimm uns eine Verletztenmisere in dieser wichtigen Saison treffen könnte. Der zweite Anzug passt einfach nicht. Als Stuff nur vier Minuten später zum Anschlusstreffer einköpfte, konnte man noch glauben, Union habe die Partie nun im Griff. Das hielt allerdings nicht lange, denn kurz darauf scheiterte Empor nach einem schönen Spielzug nur knapp am Pfosten. Halbzeit zwei knüpfte nahtlos an die erste Hälfte an, erst als nach einer Stunde mit Benyamina und Mattuschka zwei weitere Stammkräfte den Platz betraten, wurde Union endlich besser. Tusche selbst drehte mit zwei gelungenen Toren das Spiel, ehe Stuff zehn Minuten vor Abpfiff alles klar machte. Damit wurden alle vier Uniontore an diesem Abend von Stammspielern erzielt, die Reservisten konnten ihre Chancen nicht nutzen. Bedeutend erheiternder als das Spiel war die Anwesenheit dreier Mexikaner, die ein paar Anekdoten ihrer Fußballkultur zum Besten gaben. So ist es in Mexiko zum Beispiel üblich, zwei verfeindete Fußballgruppen nach einer Rauferei in dieselbe Zelle zu stecken, wo es dann logischerweise weiter zur Sache geht. Aber das nur am Rande, zurück ins eisige Berlin, wo am Samstag gegen Lübeck wieder die Pflicht ruft und die heißt drei Punkte. Dann wohl ohne die drei lahmen Opis, dafür aber wieder mit allen verfügbaren Stammkräften, schmackhaftem Glühwein und vor allem in unserem Wohnzimmer, dem Stadion ‚An der Alten Försterei’. Dekadente DampffahrtDuplizität der Ereignisse, wohin man auch schaute. Bewältigte man letztes Jahr noch die Strecke zum Auswärtsspiel in Magdeburg mit dem Rad, wählte man heuer wieder einen für Fußballreisen besonderen Weg. Auch Stimmung und Spiel waren aus Union-Sicht wieder überragend, doch der Reihe nach. Schöneweide, 8.30 Uhr morgens an einem Samstag. Normalerweise ist zu der Zeit nicht viel los. Normalerweise, denn wer an dem Tag durch den Bahnhof schlenderte sah ca. 270 relativ finstere und breite Gestalten, die auf etwas ganz Besonders warteten: Einen Zug, der älter ist als 99 Prozent seiner Insassen. Nein, hier machten sich keine vom Leben enttäuschten Eisenbahnfreaks auf den Weg zu einer nostalgischen Kaffeefahrt, sondern Unioner zum Spiel ihrer Mannschaft nach Magdeburg.An der Spitze des Zuges war eine uralte Dampflok, deren Front der Schriftzug ‚Eisern Berlin’ und der Berliner Bär zierte. Dahinter waren Wagen, die zum Teil noch aus dem Jahre 1936 stammen und ein dementsprechendes Flair versprühten. Nackte Holzbänke gab es darin ebenso, wie nobel gepolsterte Ohrensessel, die ein wenig an das komfortable Zugreisen im Film ‚In 80 Tagen um die Welt’ erinnerten. In der Mitte des Zuges befand sich der sogenannte Buffetwagen, der bis oben hin mit Suff beladen war und die gesamte Fahrt auch dementsprechend gut frequentiert wurde. Fast alle Fenster konnte man problemlos öffnen und so war zum Beginn der Fahrt so ziemlich jedes von einem faszinierten, erwachsenen Kind besetzt, das total begeistert von dem schnaubenden Ungetüm an der Spitze des Zuges nach vorn starrte. Herrlich…wenn Männer spielen. Irgendwann gingen die großen Kinder dann aber zum Wesentlichen über und tranken alle reichlich, was irgendwann dazu führte, dass sie ihre Notdurft verrichten mussten. Doch wer eine Toilette suchte, wurde enttäuscht. Die stillen Örtchen hießen in dem Zug nämlich noch Abort, was sächsisch ausgesprochen nicht nur cool klingt, sondern auch dementsprechend urig aussah. Die Fahrt verging sehr schnell und kurz vorm Bahnhof Magdeburg-Herrenkrug kam die Nachricht, dass es von dort einen Shuttle per Straßenbahn geben sollte. Da die Meute jedoch nicht aussteigen wollte, hielt unser Dampfzug auf der zweigleisigen Strecke alles auf, darunter auch einen Regionalzug mit weiteren Unionern. Als dann irgendwann alle aus dem Zug in die Straßenbahn gefallen waren, ging es dann endlich los, bis ein leicht angetrunkener aber nicht minder witziger Mensch auf die Idee kam, die Fahrt per Notbremse zu verlangsamen. Natürlich flog alles durcheinander, was die Insassen der Tram ziemlich spaßig fanden. Das realisierte auch der witzige, angetrunkene Mensch und trieb das lustige Spielchen noch einige Male, bis es den Herren in grün nach einer Station und ca. sieben Notbremsungen zu viel wurde. Alle raus aus der Bahn, die fünf Kilometer werden gelaufen. Natürlich nicht allein, denn die Insassen des Zuges, der zuvor noch auf freier Strecke wegen uns warten musste, kamen auch noch dazu und erhöhten den Assifaktor ums Tausendfache. Pfui! Irgendwann erreichte der nun ca. 800 Mann starke Mob dann auch das Stadion, wo nach kurzer Zeit jeder den Gästeblock betrat, der nicht noch die geplante Choreo fertig stellen musste. Das klappte gerade noch bis zum Anpfiff und so boten die ca. 2.500 Unioner den insgesamt 12.874 Zuschauern im charmelosen Stadion Magdeburg die Fortsetzung der Choreo des letzten Jahres. Dunkelblaue Folien, 64 Pappsterne, ein großer roter Stern mit Logo und dazu ein großes Spruchband mit der Fortsetzung eines bekannten Union-Lieds ‚…wie ein Stern am Himmelszelt…’. Meiner Meinung nach bis auf den großen Stern absolut gelungen, was man von der Anfangsphase des Spiels leider nicht sagen konnte. Schon nach zwei Minuten netzte unser ehemaliger Publikumsliebling Florian Müller, der jetzt im Trikot der Magdeburger spielt, mit der ersten Chance zur Führung für die Bördebauern ein. Doch weder das Team, noch die mitgereisten Unioner ließen sich davon schrecken und gaben weiterhin alles. Magdeburg sowohl auf den Rängen, als auch auf dem Platz absolut unterirdisch und so kam das ‚Hier regiert der FCU!’ nicht von ungefähr. Leider vermochte die Mannschaft zunächst ihre Überlegenheit nicht in Tore umzumünzen. Ecken ohne Ende, doch wirklich zwingende Chancen ergaben sich daraus nicht. Zur zweiten Halbzeit nahm der Autor des Berichts dann einen Blockwechsel vor und fand sich nach dem Vollquatschen eines Ordners im Sitzplatzbereich wieder. Auch hier eine bombastische Stimmung und so schaffte die Mannschaft durch einen herrlichen Kopfball von Ruprecht 15 Minuten vor Schluss tatsächlich noch den Ausgleich. Ekstase pur im Gästebereich und auf dem Platz blieb Union auch weiter am Ball. Leider ohne Erfolg, denn es blieb beim Unentschieden. Geblieben war nach Spielschluss auch der Großteil des Gästeanhangs, der noch eine halbe Stunde nach Abpfiff die Mannschaft zum gemeinsamen Feiern aus der Kabine holte. Da der Rückweg ca. 100 motivierten Leuten zu monoton erschien, versuchten sie aus dem Polizeikessel auszubrechen, was beim zweiten Versuch auch klappte. Flinken Fußes bewegte sich der Mob auf zwei Kneipen voller Magdeburger zu, die sich jedoch in ihrer eigenen Stadt lieber darin versteckten und einen Harten machten. Nun ja, ein paar Schellen gab es dann doch noch, ehe ‚Team Green’ wieder alles im Griff hatte und die Meute zurück zu ihrem glamourösen Zug brachte. Eingestiegen, Beine hoch und Augen zu…wäre die jugendfreie Variante, tatsächlich entwickelte sich aber eine Party, die ihres Gleichen sucht. Kein Durchkommen mehr zur Bar, so voll war es. Leute, die es dann doch mal geschafft hatten, zogen gleich mit vier Getränken von dannen und dementsprechend stieg auch die Stimmung im Zug. Zumindest ein Wagen kochte, als ein gar nicht mehr so junges Geburtstagskind sein Geschenk anprobierte: Ein String aus Bonbons, den jede vorbeikommende Frau an der ‚richtigen Stelle’ anknabberte. Nachdem das einige Kerle nachgemacht hatten, stand der gar nicht mehr so junge Mann dann nackt da und fand es total geil. Was darauf folgte, war dem Anlass angemessen und muss hier nicht weiter beschrieben werden. Nach ca. vier Stunden Fahrt fielen alle ziemlich fertig aus dem Zug und zumindest ich würde am liebsten zu jedem Auswärtsspiel derart dekadent reisen, auch wenn es nicht ganz preiswert ist. Ein rundum gelungener Tag, dem nur ein Union-Tor zur Perfektion fehlte. Bitterer PunktVERLustVier Siege aus den letzten vier Spielen - großartige Bilanz, besonders wenn man betrachtet gegen wen sie errungen wurden. Tat man sich vergangene Saison noch besonders mit den Zweitvertretungen der Bundesligisten und Ostmannschaften schwer, konnte man in der aktuellen Spielzeit gegen die Wettbewerbsverzerrer verlustpunktfrei bleiben und in den Ostduellen zumindest vier von neun Punkten einfahren. Besonders wertvoll dabei natürlich der unglaubliche Sieg bei den Steineschmeißern aus Dresden.Zum Heimspiel gegen die auswärtsstarken Verler, hatte das Wuhlesyndikat zur Aktion ‚Mehr-Fahnenmeer’ aufgerufen. Im und uns Stadion sah man vor dem Spiel tatsächlich recht viele Winkelemente, doch was dann zum Einlaufen der Spieler geboten wurde, sah maximal hinterm Zuckertor nach Fahnenmeer aus. Schade, ein wenig mehr Farbe an diesem grauen Herbsttag hätte sicher nicht geschadet. Auf dem Platz gab es nämlich auch nicht viel zu sehen, außer dem Patentrezept für alle spielerisch chancenlosen Kellerkinder der Liga: Spiel zerstören, mit zehn Mann verteidigen und auf Fehler der Heimelf warten. Klappte aus Sicht der Westfalen auch ganz gut, mussten die 5.236 Zuschauer doch bis kurz vor Schluss auf die erste und einzige Großchance des Spiels warten. So präzise wie unsere Offensivabteilung zuletzt traf, bugsierte Patschinski das Leder aus drei Metern ausgerechnet dahin, wo der Torwart stand. Der konnte ihn allerdings nicht festhalten und so blieb die Kugel auf der Torlinie liegen, was ein wildes Rumgestocher im Fünfmeterraum der Bahnhoflosen zur Folge hatte. Leider brachte auch das kein Tor und so blieb es beim leistungsgerechten Remis. Auf den Rängen war es stimmungsmäßig recht dürftig. Lediglich die Solidarisierung mit den Rostockern wusste noch zu gefallen. Auf drei Spruchbändern, u. a. mit der Aufschrift ‚DEN KOMMERZ BEKÄMPFEN’, zeigten die Ultras Union der Fanszene Rostock, dass sie bei ihrem Kampf gegen Repression und Polizeiwillkür nicht allein sind. Im Gästeblock sorgte ein Komiker unter den ca. 30 mitgereisten Westfalen per Megaphon für Erheiterung auf den Rängen, hatte er doch ein paar ulkige Lieder aus seinem Dorf mitgebracht. Das war’s dann aber auch schon und so kann man sich wieder großen Spielen zuwenden, wie dem Knaller in Magdeburg am kommenden Wochenende. Vergangenes Jahr gab es dort gegen den Fastaufsteiger nicht nur die beste Saisonleistung der Mannschaft zu bestaunen, sondern auch den besten Auswärtsauftritt der gesamten Spielzeit auf den Rängen. Man darf also gespannt sein und freut sich schon darauf, der mit Sicherheit stattfindenden Deportation der Gäste entfliehen zu können. Seltenes GlückDresden gegen Union klang auf dem Papier sehr viel versprechend, bis zumindest die Berliner im letzten Jahr bitterböse enttäuscht wurden. Karten für den Gästeblock gab es nur in Verbindung mit Zugfahrkarten. Dazu ein bescheidenes Spiel, ziemlich lahme Stimmung und na ja, vom Wetter will ich gar nicht reden… Außerdem noch die erbärmliche Bilanz gegen die Ostteams der Liga in der vergangenen Saison. In sechs Spielen gab es nur einen mageren Sieg und auch dieses Jahr schienen wir mit einem Unentschieden gegen Babelsberg und einer Niederlage in Erfurt wieder zu den Ostloosern zu avancieren.Dementsprechend motiviert war man dieses Jahr erneut in die Landeshauptstadt Sachsens zu reisen. 1.400 Gute konnten sich dann doch aufraffen, darunter etwa 100 dunkel gekleidete Jungsche, die einen alternativen Anreiseweg wählten. In aller Herrgottsfrühe traf man sich in Köpenick, um der Polizeibegleitung zu entgehen, was dank zweier Zivis allerdings schon von Beginn an scheiterte. Bei den zwei Beamten blieb es dann auch bis Senftenberg und wären die nicht dabei gewesen, hätten die Diskoprolls aus KW ihre große Klappe sehr schnell bereut. So begann aber eine sehr entspannte Fahrt mit netten Gesprächen und dem ersten Sudel, bis dann beim Umsteigen die nächsten zwanzig Beamten bereit standen, um uns vor ‚blutrünstigen’ Senftenbergern zu beschützen. Die 45 Minuten Wartezeit vertrieb sich das jungsche Volk mit diversen Mobfotos und Stagediven auf der Treppe zum Bahnsteig. Im nun bereit stehenden Zug nach Dresden hatten die Beamten unterdessen extra einen Wagen für uns reserviert. Das nutzte die Polizei auch gleich um die ersten Leute nach Drogen zu durchsuchen, was natürlich erfolglos blieb. In Dresden angekommen wurden die etwa 100 Jungschen zu einem Nebenausgang des Bahnhofs eskortiert, wo die Situation kurz eskalierte. Geschubst von vorne, in den Rücken getreten von hinten - Deeskalationstaktik sieht anders aus, liebe Polizei. Kurz nach uns kam dann auch der Sonderzug an, in den sich schon wieder einige Suffprolls verlaufen hatten. Mittels Sonderbussen ging es zum Stadion und wären die Dresdner mutig gewesen, hätten sie die Scheiben unserer Vehikel nicht nur eingeworfen, sondern wären auch stehen geblieben. Bis dahin war der Tag also schon mal deutlich ereignisreicher als letztes Jahr und auch am Stadion gab es keine Enttäuschung, funktionierte der Zugang zum Gästeblock doch dieses Mal ohne Chaos und Schiebereien. Zum Auftakt der Partie gab es auf beiden Seiten Gesang, der im Gästeblock schon nach drei Minuten in Gepöbel gegen den benachbarten Heimblock umschlug. Erste Leuchtraketen wechselten den Besitzer, vier Becher voll mit Berliner Urin gab es obendrauf und ehe man sich versah, war das Motto für den heutigen Tag gefunden: ‚Kloparty in Dresden’. Als Zugabe flogen nämlich noch mehrfach insgesamt vier Klobürsten von Block zu Block. Für mich erstaunlich wie mit den Teilen umgegangen wurde. Statt einfach zur Seite zu gehen, wenn eine Bürste kam, wurden diese am ‚hygienischsten Ende’ mit der Hand aus der Luft gefischt. Cleverchen gibt’s… Auf dem Rasen zeigte sich Dresden in der ersten Hälfte überlegen und hätte zur Halbzeit in Führung liegen müssen. Gut für uns, dass ihr etatmäßiger Knipser Dobry verletzt war. Unterdessen gab es immer wieder Pöbeleien auf den Rängen, die jedoch nicht eskalierten. Angeheizt davon war die Stimmung im Gästeblock recht passabel, auch wenn man im Heimsektor sicher nicht viel davon gehört hat. In Halbzeit zwei zeigte Dresden eine ganz ansehnliche Schnipselchoreo mit mehreren Anläufen und sah auch ansonsten recht gut aus. Besonders die Beteiligung bei Hüpfeinlagen und die Koordination des gehüpften ‚S – G – D’ wussten zu gefallen. Im Gästeblock wurde weiter fleißig die Kloparty zelebriert und so fand neben weiteren Bechern voller Urin sogar eine Tüte mit etwas ‚festeren’ Fäkalien den Weg in den Nachbarblock. Ein wenig übertrieben, wie ich finde, aber gut. Das Spiel plätscherte dann nur noch vor sich hin, kaum Chancen, hüben wie drüben. Als es dann eine Viertelstunde vor Schluss Eckball für Union gab, dachte niemand auch nur im Entferntesten daran, dass dieser auch nur irgendwie Gefahr erzeugen könnte, bei keinen Standards ist Union harmloser. Mattuschka bringt die Kugel ausnahmsweise mal nicht auf den Kopf eines Gegenspielers am kurzen Pfosten, sondern direkt auf die Rübe von Daniel Schulz, der ungewohnt souverän zur Führung einnetzte. Im Gästeblock war jetzt natürlich die Hölle los, alles flog durcheinander und freute sich. Für mich der mit Abstand emotionalste Torjubel der Saison. Wer nun dachte, Dresden würde uns überrennen, sah sich getäuscht, denn unsere Mannschaft spielte das Ganze erschreckend souverän zu Ende. Der vierte Sieg Unions in Folge, doch das beste am ganzen Tag sollte noch kommen. Nachdem die standardmäßige Welle mit der Mannschaft zelebriert war, bestieg Sebastian Bönig den Zaun, nahm sich das Megaphon, richtete sein Wort an Mannschaft und Fans und intonierte das melodische ‚Scheiß Dynamo’. Die im Hintergrund mithüpfende Mannschaft sang voller Inbrunst mit, so was gab es schon lange nicht mehr bei Union - Gänsehaut pur. Da konnten auch die nun wild pöbelnden Dresdner nicht stören. Nach Abpfiff ging es wieder in die bereit stehenden Busse, die auf der Rückfahrt wieder mit Steinen attackiert wurden. Bis auf ein wenig Rumgepose war das aber auch schon alles, was die Sachsen heute zu bieten hatten. Man wollte wohl hinsichtlich des sonntäglichen Spiels gegen Lok Leipzig nichts riskieren. Die Rückfahrt wurde ganz entspannt im Sonderzug verbracht, dem schon zwei Stunden vor Berlin das Bier ausging. Letztendlich nicht nur ein erfolgreicher, sondern auch kurzweiliger Tag, den man so nicht erwartet hätte. Magerkost und PflichterfüllungNachdem zuletzt die Zweitvertretungen von Bremen und Cottbus souverän mit 2:0 besiegt werden konnten, stand an einem sonnigen, aber kalten Samstag das Spiel gegen die U 23 vom Hamburger SV auf dem Plan. Ein Sieg musste her, stand Union doch vor diesem Spieltag nur auf Platz elf, der nicht zur Teilnahme an der neuen dritten Liga berechtigt. Mittelmäßige 4.519 Zuschauer, wovon handgezählte 12 den Gästeblock bevölkerten, sahen eine konzentrierte Unionelf, die ganz gut loslegte und durch Schulz beinahe kurz nach Anpfiff in Führung gegangen wäre. Feuriger Abschied für TexasNoch nie zuvor hatte ein Unioner ein Abschiedsspiel im Stadion ‚An der Alten Försterei’ bekommen. Einerseits eine Ehre für Daniel Teixeira, dass er der Erste sein durfte, andererseits aber auch beschämend für einige andere verdiente Spieler des Vereins. Bereits zwei Stunden vor dem Spiel sammelten sich weite Teile der jungschen Fraktion am Lager, um die vielen Fahnen, Banner und die Choreo ins Stadion zu bringen. Das Zeug landete jedoch nicht wie sonst üblich auf der Waldseite, sondern im Gästeblock, der an diesem Tag extra für uns geöffnet wurde.Heute sollte bedingungsloser Support und zahlreiche Choreos geboten werden. So sammelten sich dann ca. 150 junge Leute der aktiven Szene hinter dem Gästeblock, um den Ablauf des Abends zu besprechen. Erst kurz vor Spielbeginn wurde geschlossen der Gästeblock betreten und uns wurde eine Ehre zu Teil, die sonst nur den Spielern gebührt. Als die ersten Fahnen schwenkend den Block betraten, applaudierten die übrigen Unioner im Stadion, was für meinen Geschmack leicht übertrieben, aber dennoch erhebend war. Los ging es mit einer Choreo unter dem Motto ‚Spiel mir das Lied vom Tor’. Ein überdimensionaler Texas-Doppelhalter, umrandet von gelb-grünem und weiß-rotem Rauch, was zum Einen für seine Landesfarben und zum Anderen für die Farben seines Vereins steht, waren zu sehen. Leider vermischte sich der Rauch zu stark und zündete nicht gleichzeitig. Aufgrund der parallel dazu aufleuchtenden Blinker aber dennoch ein gutes Bild. Darauf folgte ganz annehmbarer Support und ein schwaches Spiel auf dem Rasen. Während dessen hantierten wir auf den Rängen mit unzähligen Fahnen. Unserem Standort entsprechend unterstützten wir natürlich die Gastmannschaft, die heute ‚Texas&Friends’ hieß und, wie es Unioner gewohnt sind, nach einer halben Stunde hinten lag. Als dann Texas ganz allein aufs Tor zulief und die Murmel auch noch überlegen zum Ausgleich versenkte, gab es im Gästeblock kein Halten mehr. Alles was Füße hatte stürmte in Richtung Zaun, fast alle der 150 Jungschen rauf da und kollektives Ausrasten. Danach beruhigte sich alles wieder ein wenig, denn die Meisten fieberten schon der Auswechslung von Texas, bzw. der damit verbundenen Aktion in der zweiten Halbzeit entgegen. Nachdem 54 Leute hinter dem Tor Aufstellung genommen hatten, vertrieb sich der Rest die Zeit mit einer spontanen Fahnen-Laola, die ein sehr schönes Bild abgab. In Minute 75 war es dann so weit, nach 78 Spielen für Union wurde Daniel Teixeira ein letztes Mal ausgewechselt und zu dem Anlass erleuchteten 54 rote Fackeln den Köpenicker Abendhimmel, die aufgrund ihrer Anordnung ein ‚TEXAS’ ergaben. Im Anschluss daran wurde die heutige Freiheit zu zündeln noch ausgiebig mit weiteren Fackeln, Böllern und Blinkern gefeiert, bevor die Partie ihr Ende fand. Das anschließende Feiern auf dem Platz fiel dann recht kurz aus, wahrscheinlich auch deswegen, weil es inzwischen bitter kalt geworden war. Wie gut, dass man eine Karte für die anschließende Feier im VIP-Zelt hatte, das dann schon fast zu gut geheizt war. Zu südamerikanischen Klängen wurden dort brasilianische Spezialitäten aller Art gereicht, die allesamt vorzüglich mundeten. Dazu lief auf mehreren Flachbildschirmen eine DVD mit den Highlights aus Texas’ Zeit bei Union. Als dann fast jeder seine erste Runde ums große Buffet gedreht und die gemachte Beute verspeist hatte, enterten zwei leicht bekleidete brasilianische Frauen und zwei nicht minder nackte Kerle die Bühne und zeigten eine, für die beengten Verhältnisse, spektakuläre Show aus Tanz und Kampf. Capoeira nennt man das und wenn man sich daran versucht, obwohl man es nicht kann, sieht es nicht nur dämlich aus, sondern es kann auch ganz schön wehtun, wie einige ‚Experten’ zeigten. Im Anschluss daran wurde getanzt und eine der leicht bekleideten Frauen kam auf die Idee, die an den umstehenden Tischen sitzenden Kerle auf die Bühne zu zerren. Leider wurde man selbst ebenfalls Opfer dieser visuellen Vergewaltigung und wird sich über ein paar peinliche Fotos fürs Album freuen können. Irgendwann war dann aber auch Schluss und so endete ein Abend, der einem Daniel Teixeira und seinen Verdiensten für den Verein absolut würdig war. Es sollte öfter Abschiedsspiele für echte Unioner geben… Auswärtsfahrt mal andersEs gibt viele Möglichkeiten zu einem Auswärtsspiel zu reisen, eine ganz besondere wählten sechs junge Unioner und fuhren mit dem Fahrrad nach Cottbus. Bereits am Samstag traf man sich am Bahnhof Königs Wusterhausen, wo eine Demonstration der NPD stattfand. Zum Glück sah man aber bloß die Gegendemonstranten und konnte ganz in Ruhe auf einen verspäteten Mitfahrer warten. Als der dann eintraf hätte es losgehen können. Ging es aber nicht, denn jetzt fuhr die Brandenburger Polizei alles auf, was sie hat. Drei gepanzerte Räumwagen, zwei Wasserwerfer, diverse LKWs und unzählige Kleinbusse. Die rollende Steuergeldverschwendung ließ dann gleich das erste Mal Fußballstimmung bei uns aufkommen, man ist den Anblick als regelmäßiger Auswärtsfahrer ja gewohnt. Die heutige Tagesetappe sollte uns bis ins beschauliche Burg im Spreewald führen und da kommt man als Radfahrer am besten auf dem Spree-, bzw. Gurkenradweg hin. So ging es durch beschauliche Dörfer und dichte Wälder auf weitestgehend autofreier Strecke in zügigem Tempo südwärts. Dabei passierte man auch einen alten Militärflughafen, auf dem gerade für Tom Cruise’ Stauffenberg-Film “Valkyrie“ gedreht wurde. Natürlich war alles weiträumig abgesperrt, was uns aber aufgrund der Tatsache, dass Menschen die für eine Sekte werben eh nicht interessieren, ziemlich egal war. Kurz hinter Lübben machten wir nach 80 gefahrenen Kilometern die erste große Rast, die herrlich duftenden Knoblauchgurken konnte man einfach nicht ungekostet liegen lassen. Gesellschaft leistete uns dabei ein älteres Ehepaar aus der Umgebung, das auch gleich noch eine Abkürzung für uns kannte. Dieser folgten wir auch und was uns da auf ca. 10 km erwartete war Abenteuer pur. Die rumpelige Fahrt über alte Panzerplatten war eine gute Einstimmung auf eine Odyssee, nach der sich jeder von uns wünschte eine Machete und ein dabei gehabt zu haben. Des Öfteren galt es über knapp 50 cm breite Schleusentore zu balancieren, was mit einem voll beladenen Fahrrad auch leicht mal im Wasser enden kann. Doch wir hatten Glück und kamen trockenen Fußes in den Morast eines Sumpfgebiets. Dort flog uns derart viel Matsch um die Ohren, dass man damit locker drei Wellnesshotels hätte versorgen können. Letztendlich war es aber eine schöne Abwechslung, auch wenn Rad und Radler danach aussahen wie sau. Der Stimmung tat das aber keinen Abbruch, denn nach unserem kleinen Abenteuer erwartete uns das erste Etappenziel unserer Reise mit bestem Wetter. Unser Lager schlugen wir direkt am Wasser, in der Nähe eines Bauernhofs auf. Idylle pur! Unsere Abendgestaltung sah dann ein Hexenfest am örtlichen Bismarckturm vor, das zunächst mittelmäßig war, bis die örtlichen Pyrotechnikfreunde ein Feuerwerk zündeten, das unter uns irgendwann nur noch Inferno Burg genannt wurde. Da alles auf dem Turm aufgebaut war konnte man zuweilen denken die wollen das Kulturdenkmal abreißen. Überall krachte und knallte es und Rauchschwaden der Marke “zwanzigminütige Spielunterbrechung“ zogen ins Land. Das sollte dann auch gar nicht mehr aufhören, kurz vorm Einsetzen der Genickstarre war dann aber doch Schluss und das anwesende Publikum zeigte seine Begeisterung recht deutlich. Da es erst kurz vor um zehn war, suchte man nach Abendbeschäftigung. Als wir gerade gehen wollten, kam ein angetrunkener Mann mit einer Zipfelmütze auf uns zu, der ganz begeistert davon war, dass wir Unioner seien. Auf die Frage wo in der Nähe eine Tankstelle sei antwortete er ganz trocken mit “Bei mir, kommt doch einfach mit“. Spontan wie wir junge Menschen sind, haben wir unsere Räder geholt und gingen mit. Seine zwei Kinder, die er dabei hatte, kommentierten seinen Zustand nüchtern aber treffend mit “Papa, du bist betrunken“ Nach kurzem Fußmarsch mitten in einen Wald standen wir vor einem stattlichen Haus. Seine Frau war auch zu Hause und schien sich sogar über unseren Besuch zu freuen, bat sie uns doch recht herzlich hinein. Scheint wohl normal zu sein, dass Kai, so hieß der gute Mann, öfter mal sechs fremde Leute ins Haus holt. Er rannte dann auch gleich in den Garten, kam mit einer Kiste Dortmunder Bier wieder und führte uns in sein Energie-Zimmer, das sogar zwei Unionschals schmückten. Premiere wurde angeworfen und so kamen wir zum unverhofften Glück doch noch Fußball sehen zu können. Natürlich wollte uns Kai nicht gehen lassen, bevor die Kiste alle war und so verbrachten wir eine ganze Weile bei ihm mit netten Gesprächen, die allerdings nicht hierher gehören. Nach unserem Besuch ging es mit den Rädern zurück in Richtung Zelte, wobei wir auf eine Geschwindigkeitsmessanlage trafen, die ausgiebig für Rekordversuche mit dem Fahrrad genutzt wurde. Der beste war 45 km/h schnell, was in anbetracht der Uhrzeit und des ein oder anderen Biers wirklich respektabel ist. Mit gut 110 km in den Beinen verbrachten wir danach eine ziemlich kalte Nacht im Zelt. Am nächsten Morgen weckte uns ein Anruf vom rbb. Die hatten mitbekommen, dass Unioner mit dem Rad unterwegs sind und wollten uns unbedingt filmen. Kein Problem, wir leisten gerne einen Beitrag zur positiven Außendarstellung des Vereins. Nach einem entspannten Frühstück traf man sich in einer Kneipe mit sieben Radlern der älteren Garde Unions, die von Lübben aus losgeradelt waren. Der nun aus 13 Velophilen bestehende Konvoi zauberte wirklich jedem ein Dauergrinsen ins Gesicht. Es ist einfach ein tolles Gefühl mit so viel Gleichgesinnten unterwegs zu sein und eine Spur auf der Landstraße nur besetzt mit Radfahrern zu sehen. Zügig ging’s über die Dörfer zum verabredeten Treffpunkt mit dem Kamerateam. Die trafen gerade noch pünktlich zu unserer Vorbeifahrt ein und durften sich als erstes von uns mit einem schallenden Eisern Union anbrüllen lassen. Sie filmten uns noch eine ganze Weile bei der Fahrt und es entstanden sehr ansehnliche Bilder. Uns lief unterdessen ein wenig die Zeit weg und so wurde das Tempo deutlich angezogen. Wie an einer Perlenkette aufgereiht schlangen wir uns durch den Spreewald entlang des gleichnamigen Flusses. Vorm Stadion dann Polizei ohne Ende, aber das kannten wir ja aus KW. Nach dem fünften “Ihr seid doch verrückt mit dem Fahrrad her zu fahren“ waren wir dann pünktlich im Stadion und wollten, zusammen mit ca. 2500 anderen Unionern endlich den ersten Auswärtssieg der Mannschaft sehen. Zunächst machten aber die sehr starken Cottbusser das Spiel, doch unserem Ruf als Aufbaugegner sollten wir heute nicht gerecht werden und eierten durch Tore von Mattuschka und Benyamina zum Sieg. In der zweiten Hälfte widmeten sich die Unioner dann Steffen Baumgart, der für die Zweitvertretung der Cottbusser auf dem Platz stand, im Herzen aber Unioner ist. Immer Lautstärker wurden die Sympathiebekundungen der Gäste. Dem tat auch der zwischenzeitlich geplatzte Spielball keinen Abbruch und so musste sich die Mannschaft doch sehr wundern, als sie nach Spielschluss nur Steffen Baumgart Rufe zu Ohren bekam. Dennoch ließ es sich Sebastian Bönig nicht nehmen den Block in capomanier vom Zaun zum Kochen zu bringen. Respekt! Dann kam der wohl emotionalste Moment des ganzen Tages. Steffen Baumgart lief mit seinen Kindern auf die Gästekurve zu und ließ sich dort feiern. Das beeindruckte ihn derart, dass er ein paar Tränchen vergoss und mit der Faust auf dem Herz signalisierte, an welchen Verein er eben jenes verloren hat. Großartig dieser Mann! Uns Radfahrer erwartete vorm Stadion wieder das Kamerateam, das unsere triumphale Abfahrt filmte. Weit kamen wir jedoch nicht, schon am Cottbusser Altmarkt tauschten wir Sattel gegen Stuhl und ließen bei einem verdienten Bierchen ein großartiges Wochenende, an dem einfach alles geklappt hatte, Revue passieren. Unser Glück blieb uns auch auf der Rückfahrt treu, die wir ganz dekadent und vor allem unbehelligt in der ersten Klasse bestritten. Der Abend endete mit der rbb-Sendung Sportplatz, in der man tatsächlich die Bilder der Rad fahrenden Unioner sendete. Insgesamt ein rundum gelungenes Wochenende, das besser nicht hätte laufen können. Ich hätte nicht gedacht, dass noch mal eine Steigrung der ersten Radtour nach Magdeburg möglich sein sollte, vor allem bei den vielen Leuten, die sich zum Teil noch nie vorher gesehen haben, Wahnsinn. Leistungssteigerung dank Platzverweis?!8:0 gewonnen und dennoch enttäuscht, ja, das geht. Sicher steht das Erreichen der nächsten Runde an oberster Stelle, aber die Kulisse und das gezeigte Spiel ließen viele gestandene Unioner mit Sorgenfalten zurück. Das letzte Mal traf vor zwei Jahren auf Fortuna Biesdorf und siegte in der dritten Runde des Verbandspokals, der damals noch Oddset-Cup hieß, mit 5:2. Das sahen an einem Novembertag 2.314 Zuschauer, gestern verirrten sich, trotz Feiertag und bestem Fußballwetter, nur 1.370 Zuschauer ins Stadion An der Alten Försterei. Es sollte nicht die einzige Enttäuschung des Tages bleiben, denn zu der dürftigen Kulisse kam noch eine ganz schwache erste Hälfte von Union. Zwar konnten die Gastgeber mit einem 2:0 in die Pause gehen, aber sie spielten über weite Strecken ideenlos, ungenau. Ambitionierte Spieler wie Zschiesche, Streit und Martins konnten ihr Chance nicht nutzen und haben gezeigt, warum sie sich seit geraumer Zeit nur noch auf der Bank wieder finden. In Hälfte zwei zeigte sich Union verbessert, gestaltete das Ergebnis letztendlich nur dank individueller Klasse und Vorteile in Sachen Kondition so hoch. Bezeichnend, dass ausgerechnet die fürs Auswärtsspiel in Cottbus gesperrten Ruprecht (4 Tore) und Patschinski (2 Tore) das Spiel entschieden. Damit fehlen uns ein gesetzter Abwehrspieler und der einzige durchschlagskräftige Stürmer. Die Tatsache, dass wir beim Tabellenletzten antreten spendet dem erfahrenen Unioner auch keinen Trost, denn Aufbaugegner ist unser zweiter Vereinsname. Mieses Wetter, miese Kulisse, mieses Spiel - verdienter SiegTristes Herbstwetter in Berlin, den ganzen Tag Regen, die Sonne nicht mal zu erahnen. Genau die richtigen Voraussetzungen für einen gemütlichen Tag zu Hause, was sich heute wohl auch die Mehrheit die Unioner dachte. Schlappe 3.423 Zuschauer gaben sich das Spiel gegen die Zweitvertretung der Bremer, darunter einen handvoll Bremer und etliche Schüler, die vom Verein mit einer Freikartenaktion zum Schulbeginn gelockt wurden.All denen, die sehr früh im Stadion waren, bot sich beim Blick in Richtung Spielfeld ein ungewohntes Bild. Nächtliche Besucher aus Rostock hatten etliche Werbebanden mit niveaulosen Parolen beschmiert, die aber bis zum Anpfiff weitestgehend beseitigt waren. Auf ähnlich schlechtem Level pegelten sich dann auch die Leistungen beider Mannschaften ein. Viele Ungenauigkeiten, Fehlpässe und harmlose Torschüsse. Union aber dennoch überlegen und folgerichtig mit den einzigen beiden Chancen in der ersten Halbzeit. Schoss Mattuschka nach einer halben Stunde noch an den Pfosten, traf Benyamina nur kurz darauf das Tor zum Pausenstand von 1:0. Die zweite Spielhälfte prägte dann vornehmlich das Schiedsrichtergespann um René Hammer, der nicht nur Patschinski nach zwei fragwürdigen Entscheidungen innerhalb von zwei Minuten mit Gelb-Rot duschen schickte, sondern auch durch sein kleinliches Pfeifen ohne erkennbare Linie Unruhe ins Spiel brachte. Theatralisch agierende Gäste taten ihr Übriges und so heizte sich die Stimmung auf den Rängen endlich mal wieder auf, was zeitweise in eine ganz ordentliche Lautstärke umgesetzt werden konnte. Genau in dieser Phase konnte die Mannschaft, die bei Ecken bisher stets harmlos war, eine solche zu einem Tor nutzen. Mattuschka brachte den Ball herein, Schulz stieg am höchsten - 2:0. Danach war wieder Fußball-Magerkost angesagt, doch es reichte am Ende für Union. Besonders hervorzuheben ist die stark verbesserte Defensive der Köpenicker. Göhlert, als sehr guter Ersatz für Ruprecht und Stuff, der so langsam zu seiner Form zu finden scheint, haben da einiges bewegt. Letztendlich aber wichtige drei Punkte und ein Spiel zum Vergessen. Kommende Woche geht es in Cottbus zum zweiten Teil der Amateurwochen, bevor im nächsten Heimspiel die U23 des Hamburger SV wartet. 1.080 Kilometer, null PunkteMittwoch, 19.30 Uhr Auswärtsspiel, satte 540 Kilometer von Berlin entfernt und dann auch noch in Wuppertal. Zwei Mal spielte der 1. FC Union im Stadion am Zoo, beide Male setzte es knappe Niederlagen vor einer mickrigen Kulisse. Schon nach unserem ersten Gastspiel im Bergischen schworen sich viele „nie wieder Wuppertal“. Wenige kamen ein zweites Mal und sollten es erneut bereuen. Stadion, Heimfans und Stadt sind einfach zu unattraktiv. Unser dritter Auftritt lockte, sicher auch terminbedingt, keinen mehr und so kam nicht mal ein Bus zustande.Drei Kleintransporter, wegen ihrer Kapazität schlicht „Neuner“ genant, begaben sich am späten Vormittag in Berlin auf die Reise. Aufmerksame Radiohörer vernahmen schon vor der Abfahrt, dass eine Vollsperrung auf der A2 besteht, woraus zum Zeitpunkt der Abfahrt zwanzig Kilometer Stau resultierten. Da der immer länger wurde, standen wir, noch bevor von der Autobahn abfahren konnte, selber drin. Die Besitzer des Vehikels meiner Wahl gönnten sich den Luxus eines Laptops im Neuner und so vertrieb sich ein Teil der Insassen die Zeit mit versauten Filmchen und viel zu lauter Musik, während der Rest nach einem Ausweg aus dem Stau suchte. Der war an einer Raststelle schnell gefunden und so ging es über einen Feldweg auf die Landstraße, die über einen 40 Kilometer langen Umweg auf den freien Teil der Autobahn führte. Unterdessen war das einst komfortable Zeitpolster faktisch aufgebraucht und man musste darum fürchten, pünktlich zum Anpfiff anzukommen. Den Spaß ließ sich davon jedoch niemand verderben und so schaffte man es selbst beim siebenten Mal „Herz an Herz“ von Blümchen noch lautstark abzufeiern. Das Musikprogramm war allgemein sehr einseitig, was sich bis zum Ende der Fahrt auch nicht mehr ändern sollte. Dafür übte sich der illustre Haufen im Erschrecken der Passanten mit einem 1,60 Meter großen, aufblasbaren Wal. Zehn Minuten vor Spielbeginn schlich man dann auf der Suche nach einem Parkplatz ums Stadion und noch bevor man irgendwen fragen konnte, war die Polizei zur Stelle, die uns unbedingt mit zwei Motorrädern und einem Kleinbus zum Gästeparkplatz eskortieren musste. Dort erwarteten uns ca. 15 weitere Beamte. Vollkommen unverhältnismäßig diese übertriebenen Maßnahmen, aber offenbar hatte jemand wieder Horden randalierender Fußballfans angekündigt. Dazu passt, dass eine Neunerbesatzung grundlos die Personalien abgeben musste. Zügig ging’s ins Stadion in den Gästeblock, der jetzt nicht mehr hinter dem Tor liegt, sondern auf der Gegengerade, schräg oberhalb des Wuppertaler Fanblocks. Das Stadion am Zoo wird gerade umgebaut und wäre auf der Baustelle wegen der falschen Betonteile nicht ein halbes Jahr Pause gewesen, hätte man dem Gegner auf den Rängen zumindest schräg gegenüber gestanden. Immerhin erkennt man einen Fortschritt und das wäre für einen Unioner in seinem Wohnzimmer der AF ja schon Weihnachten und Ostern zusammen. Das Spiel begann recht flott und zur Freude aller Anwesenden Unioner besorgte Patschinski nach fünf Minuten die Führung. Keine zehn Minuten später war die jedoch schon wieder passé nach einem Doppelschlag der Wuppertaler. Union blieb aber feldüberlegen und so kam stetige Stimmung im Gästeblock auf. Viele einfache Gesänge, dafür aber teilweise recht laut. Der Mob um die Ultras Wuppertal beschränkte sich im Wesentlichen auf Antigesänge in Richtung Düsseldorf und Essen, was für ein Heimspiel dann doch ein wenig dürftig ist. Kurz vorm Pausentee konnte Mattuschka den verdienten Ausgleich besorgen und ca. 120 (viele Berliner resignierten in dem riesigen Stau bei Ziesar und kehrten um) Unioner, von denen etwa 50 aus der Hauptstadt angereist waren, konnten sich gut gelaunt den kalten Bratwürsten am Verpflegungsstand im Gästeblock widmen. Die Geschichte einer mitreißenden zweiten Halbzeit ist schnell erzählt: Union überrennt Wuppertal, gerät durch eine Nachlässigkeit in Rückstand, bleibt aber weiter drückend überlegen und kommt so zum verdienten Ausgleich durch einen Elfer von Gebhardt. Dass Schulz kurz darauf nur den Pfosten trifft und Spork im Nachschuss nur den Torwart ist bezeichnend für das Spiel, ebenso wie die unumstrittene rote Karte für Rupprecht. Dass Neuhaus dann mit Mouhani in Unterzahl einen dritten Stürmer bringt, kann ich bis jetzt nicht verstehen und folgerichtig fängt sich Union den entscheidenden Gegentreffer durch einen Konter. Das war fast so bitter wie Mouhanis vergebene Chance zum Ausgleich in der Nachspielzeit. Frei vorm Tor braucht er viel zu lange für die Ballannahme und kommt nicht mal mehr zum Schuss, so ein Ball muss drin sein. Schade, dass die Mannschaft nach so einer engagierten Mannschaft nicht zu den Fans kommt. Für die Unioner ging es zurück gen Heimat, die nach kurzer Fahrt erneut durch einen Stau verlängert werden sollte. Diesmal fuhr man, dank einem Hinweis aus einem der anderen Neuner, früher von der Autobahn auf einen Rastplatz und traf dort auf die Busse vom WS und V.I.R.U.S. So hatten diese Besatzungen auch mal Gelegenheit die Vorzüge unseres Multimediabus’ zu genießen. Da wir ein Geburtstagskind an Bord hatten, wurde noch so manche Raststätte angefahren, auf der einiger Unfug getrieben wurde. So sah man kleine Menschen auf Dächer klettern, um diverse Aufkleber möglichst repräsentativ anzubringen, betrunkene Menschen den Verkäuferinnen auf die Nerven gehen, … So zog sich die Rückfahrt ewig hin und man erreichte nach 22 Stunden auf Achse um acht Uhr morgens, zufrieden ob der Fahrt und Mannschaftsleistung, die geliebte Heimat. Wenn Union in den bevorstehenden Spielen gegen die Zweitvertretungen der Bundesligaklubs ähnlich Auftritt, muss man sich um die Qualifikation für die dritte Liga keine Sorgen. Und um den Bogen zurück zum Anfang zu spannen: Es gibt auch Menschen, die sich geschworen haben, dass sie so lange nach Wuppertal fahren, bis Union dort gewonnen hat. Bis nächstes Jahr im Bergischen, wenn die richtigen Betonteile geliefert werden vielleicht sogar in einem neuen Stadion am Zoo. |
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