Fußnoten zur Fußballgeschichte

Fußballgeschichte Schlesien, Pommern, Ostpreußen

{ 22:32, 20-Jan-2011 } { 3 Kommentare } { Link }

Das zweisprachige Wochenblatt.pl (Zeitung der deutschen Minderheit in Polen; www.wochenblatt.pl) veröffentlicht in polnischer Sprache in jeder Ausgabe – Saison für Saison – seit Januar 2011 eine Fortsetzung, die letztlich bis zur Saison 2010/11 fortgesetzt werden soll. Die deutschsprachigen Texte werden künftig in diesem Blog zu lesen sein. Wegen des langen Titels wird die Benennung des Eintrages vermutlich nur nach dem in der Saison vorgestellten Klub erfolgen.

 

 

Fußballgeschichte Schlesiens, Pommerns und Ostpreußens (1) - bis 1903

 

Häufig wird angenommen, Fußball sei ein klassischer Arbeitersport. Von der Herkunft ist das Gegenteil der Fall. Die ersten deutschen Fußballvereine waren durch Schüler höherer Lehranstalten, Studenten und Jugendliche aus dem Bildungsbürgertum gegründet worden, die häufig vermittelt durch britische Kommilitonen, das Fußballspiel kennen gelernt hatten. Für Jugendliche war es weit interessanter als das stark reglementierte „deutsche“ Turnen. Anfangs noch nicht sauber zwischen Fußball heutigen Verständnisses und Rugby getrennt, hatten sich 1878 der erste Verein mit Nutzung eines Rugbyballs in Hannover und 1885 mit rundem Ball in Berlin gegründet.

Als sich am 28. Januar 1900 in Leipzig Vertreter von 86 Fußballvereinen zur Gründung des Deutschen Fußball-Bunds versammelten, war aus den heute polnischen Ostprovinzen Preußens nur der SV „Blitz“ Breslau (ab 1907 VfR) vertreten. In der Chronik zum 25-jährigen Bestehen des DFB hieß es so auch bezogen auf Schlesien, dass dessen „ungünstige geographische Lage“ hier einen verspäteten Einzug des Fußballs zur Folge hatte. Immerhin war es bereits am 6. September 1892 zu einem ersten öffentlich dargebotenen Fußballspiel in Breslau gekommen, aus der die Spielriege innerhalb des ATV hervorging, aus der sich 1898 der FC Breslau, der später VfB bildete. Dieser Klub ist erster Fußballverein auf heute polnischem Staatsgebiet gewesen. Dennoch setzte die Entwicklung in Schlesien später ein als in den meisten anderen Teilen des Deutschen Reiches, aber noch vor Ost- und Westpreußen oder Pommern. Denn an Preußens Ostseeküste gründete sich erst im Juli 1900 mit dem FC Königsberg (dem späteren VfB) der erste Klub. Titania Stettin folgte 1902, Danzig 1903 mit dem FC, der später unter dem Namen BuEV (Ballspiel- und Eislaufverin) bekannt wurde.

Aufgrund großer Entfernungen und der Dominanz ländlicher Regionen in den Ostprovinzen blieb der Fußball länger als anderenorts in Deutschland auf größere Städte beschränkt. Während in Süd-, West-, und Mitteldeutschland bereits frühzeitig großflächige Regionalverbände bestanden, führten die Entfernungen im Norden sowie im Osten zunächst nur zur Bildung lokaler Verbände. In Schlesien war erst am 25. Februar 1903, dem Jahr der ersten deutschen Meisterschaft, der „Verband Breslauer Ballspielvereine“ durch den FC, den SV Blitz, dem SC Schlesien 01 und dem Vorläufer der „Vereinigten Breslauer Sportfreunde“, dem SC Preußen 02 gegründet worden.

 

Saison 1902/03

 

Erstmals wurde vom DFB eine deutsche Meisterschaft ausgerichtet. Dabei gab es im Spielbetrieb noch viele Löcher. Östlich von Oder und Neiße war hier als erste „Liga“ überhaupt vom „Verband Breslauer Ballspielvereine“ gestartet worden. Die historische Tabelle sah folgendermaßen aus: 1. FC Breslau (8:0 Punkte, 13:3 Tore), 2. Blitz Breslau (3:5; 11:9), 3. Schlesien Breslau (1:7; 2:14).

Organisatorisch noch in den Startlöchern, beteiligte sich der Breslauer Verband jedoch noch nicht an der Deutschen Meisterschaft, an der nur der VfB Leipzig (heute Lokomotive), Altona 93, Viktoria Magdeburg, der Karlsruher FV, Britannia Berlin (heute Berliner SV 92) und der Meister des „Verbands Prager deutsche Fußballvereine“ Deutscher FC Prag teilnahmen. Letzterer unterlag im Endspiel dem VfB Leipzig vor – je nach Quelle – 750-2000 Zuschauern mit 2:7. Der jüdisch geprägte DFC Prag nahm allerdings auch letztmalig an der Meisterschaft teil, da internationale Vorgaben keine dauerhafte Teilnahme eines Vereins aus Österreich-Ungarn am deutschen Spielbetrieb erlaubten. Der Deutsche FC Prag war auch in der Tschechoslowakei später sehr erfolgreich, wurde jedoch nach dem Einmarsch der Deutschen in Prag 1938 zwangsaufgelöst, weil jüdisch geprägt war!

 

SV Ratibor 03

 

Nachdem die Metropolen im deutschen Osten wie Breslau, Stettin, Posen oder Danzig vom Fußball schon infiziert waren, bildete sich 1903 auch in Oberschlesien der erste dem DFB angeschlossene Klub, der FC Ratibor 03. Nach dem 1. Weltkrieg kamen neue Sportarten hinzu, so dass der Klub sich nun SV Ratibor 03 nannte. Für die von 1918-26 auf dem Frankschen Feld oder am Schützenhaus in den schlesischen Farben weiß-gelb spielenden 03er reifte mit Preußen Ratibor jedoch Konkurrenz heran. Die seit 1926 im Stadion am Birkenfeld an der Schlossstr. spielenden 03er gewannen jedoch die Oberhand. Bis zum Untergang 1945 bestimmten sie die schlesische Fußballszene mit, wenn auch kein Titel errungen werden konnte. Während das bürgerliche Ratibor Pionierarbeit leistete, blieb es im Revier zunächst noch ruhig. Fußball war eben (noch) kein Arbeitersport.


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Unbenannter Kommentar

{ 17:15, 16-Feb-2011 } { Geschrieben von Joachim }
Besten Dank für die interessanten Ausführungen auf dieser Seite, die ich heute über das Stichwort Elbing entdeckt habe. Ich habe gleich einen Hinweis in die famint-Liste http://famint.de/ übernommen. Das ist zwar eine Familienforschungsliste, aber von den mehr als 700 Teilnehmern werden sich bestimmt einige auch für den Fußball im historischen Ostdeutschland interessieren. Nochmals vielen Dank!

STELLA Białośliwie

{ 22:30, 10-Sep-2011 } { Geschrieben von Anonymous }
Hello,

I search any informations about STELLA Białośliwie ( Weissenhohe ). Białośliwie it's a neighbourhood Schneidenmuhl (Piła). In second war time STELLA play in Pila match with french workers and I search information fro this match in german newspaper in Piła. www.stella1923.bloog.pl

Unbenannter Kommentar

{ 18:23, 29-Oct-2012 } { Geschrieben von Anonymous }
Schon komisch, dass ein "Metropolen"-Club, wie
Viktoria Stolp, der die Stettiner und Danziger
reihenweise besiegte, unerwähnt bleibt (!?).

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