Fußnoten zur Fußballgeschichte | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Klose, Konopka, Zaczyk & Co
{ 17:05, 3-Mar-2008 }
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"Oberschlesier in der deutschen und polnischen Fußballnationalmannschaft – gestern und heute. Sport und Politik in Oberschlesien im 20. Jahrhundert“. Unter diesem Titel hat das Oberschlesische Landesmuseum in Ratingen-Hösel bei Düsseldorf in Zusammenarbeit mit dem Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit in Gleiwitz eine Ausstellung vorbereitet, die vom 16. März bis 8. Juni 2008 zu sehen sein wird.
Im folgenden der Wortlaut der Presseerklärung: Als 1954 im Finale der Fußball-Weltmeisterschaft die Nationalmannschaft der Bundesrepublik Deutschland mit den favorisierten Ungarn um den Sieg kämpfte, fieberte ganz Zaborze – ein Stadtteil von Zabrze (Hindenburg) – an den Radioempfängern mit, um nach dem Abpfiff in wahrhaftig lateinamerikanischer Manier den Sieg ihrer Helden zu feiern. Hätte damals die polnische Nationalmannschaft die Ungarn bezwungen, wäre man wohl genauso euphorisch gewesen, spielten doch die jungen Männer aus Gleiwitz, Ratibor, Kattowitz und Königshütte sowohl in der polnischen als auch in der deutschen Nationalelf. Beim WM-Spiel Deutschland gegen Polen am 14. Juni 2006 in Dortmund waren junge Oberschlesier gleichfalls in beiden Nationalmannschaften vertreten. Diese Ereignisse umschreiben ein Phänomen, dem in der Ausstellung „Oberschlesier in der deutschen und polnischen Fußballnationalmannschaft – gestern und heute“ nachgegangen wird. Polnische bzw. deutsche Fußballstars, die ihre Wurzeln in Oberschlesien haben, stehen dabei im Mittelpunkt. Konzipiert wurde diese Präsentation vom Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit in Gleiwitz anlässlich der Fußballweltmeisterschaft 2006. Seit ihrer Eröffnung im Juni 2006 erfreut sich die Präsentation auch an ihren vielen nachfolgenden Stationen großer Popularität. Als Projektpartner und weitere Ausstellungsstation stimmt das Oberschlesische Landesmuseum in Ratingen (Hösel) mit dieser spannenden Schau nicht nur ausgemachte Fußballfreunde auf das große Ereignis der Fußballeuropameisterschaft in diesem Jahr ein.
Harald Konopka (1. FC Köln 01/07)
Ein imaginäres „Dreamteam“ aus berühmten Fußballspielern unterschiedlicher Zeitperioden findet in der Ausstellung erstmalig zu einer Mannschaft zusammen – ganz ohne nationale Vorurteile. Überraschend viele Sporttalente haben ihre Wurzeln in Oberschlesien: Ernst Wilimowski/Pradulla, Gerard Cieschlik, Ernst Pohl, Gerhard Wodasch, Leonard Piontek, Erwin Nytz, Ewald Cebulla, Anatol Muschalla, Adolf Krzyk, Edmund Giemsa, Werner Janik, die Brüder Richard und Wilhelm Pietz, Richard Malik, Adolf Thiem oder auch Ewald Dytko – das sind einige Namen der Fußballlegenden vergangener Zeiten. Ihnen werden zwei Fußballhelden der Gegenwart gegenübergestellt: Miroslav Klose aus Oppeln und Lukas Podolski aus Gleiwitz/Sosnitza. Mit der Deutschen Nationalelf schossen sie sich bei der WM 2006 direkt in die Herzen der Fans.
Richard Malik (Beuthener SuSV o9)
Die Ausstellung bindet Lebensgeschichten und persönliche Schicksale der Fußballstars ein in die wechselvolle Geschichte Oberschlesiens im 20. Jahrhundert, als es Zankapfel zwischen Deutschland und Polen war: Der Erste Weltkrieg, die Schlesischen Aufstände, die Volksabstimmung, der Zweite Weltkrieg, die Stalinisierung des politischen und öffentlichen Lebens in der Nachkriegszeit und die sich mit unterschiedlicher Stärke wiederholenden Auswanderungswellen in die beiden deutschen Staaten haben diese einst traditionell multikulturelle Region weitgehend verändert. Dies hatte zur Folge, dass jene Fußballspieler entweder deutsche oder polnische Staatsbürger waren. Sie konnten in unterschiedlichen Nationalmannschaften spielen und wurden auf diese Weise mit den konfliktreichen Beziehungen zwischen den beiden Nachbarländern konfrontiert.
Die Ausstellung macht deutlich, wie die politischen Ereignisse das Leben der Sportler beeinflusst und manchmal zu schwierigen Entscheidungen auf sportlicher wie auf privater Ebene geführt haben. Die präsentierten Lebensgeschichten stehen auch stellvertretend für die persönlichen Schicksale, die in vielen Familiengeschichten in Oberschlesien vorzufinden sind. Sie verdeutlichen einmal mehr die schwierige Frage nach der Identität seiner Einwohner, zugleich aber auch das Spezifische und Einzigartige dieser Region.
So ist ein Ziel der Ausstellung, Geschichte und Mentalität der Oberschlesier den Besuchern näher zu bringen. Besonders hebt sie die Leistungen der großartigen Fußballspieler heraus, die sich zwischen zwei Lebenswelten bewegten. Lebensläufe, Anekdoten und zahlreiche Fotos führen in die damalige Lebenssituation dieser Menschen ein und setzen diese in Beziehung zu gegenwärtigen Fußballstars mit oberschlesischen Wurzeln (Podolski, Klose). Ergänzt wird die Schau durch viele Realien, Sammler- und Erinnerungsstücke aus der Welt des Fußballs.
Im Oberschlesischen Landesmuseum in Ratingen (Hösel), nur wenige Kilometer vom Ruhrgebiet entfernt, ist diese Ausstellung bestens platziert. Deutsch-polnische Fußballbeziehungen haben im Ruhrgebiet eine lange Tradition und sind eng verbunden mit der Industriegeschichte dieser Region. Hierhin zog es Ende des 19. Jahrhunderts viele Zuwanderer aus dem ehemaligen preußischen Osten mit deutscher und polnischer Muttersprache. Angeworben hatten sie die Zechengesellschaften, die ihren Bedarf an Bergleuten nicht mehr aus den umliegenden Gebieten decken konnten. Die Namen berühmter Fußballspieler wie Kuzorra, Szepan oder Burdenski – Garanten für den sportlichen Erfolg des FC Schalke 04 – verweisen auf die Herkunft ihrer Familien aus Masuren, Posen und Schlesien.
Auch heute bestehen die vielfältigen Verbindungen fort. Dies zeigt sich sowohl im regen Fußballvereinsleben als auch in der Betrachtung der einzelnen Lebensläufe der Sportler, die in den polnischen und deutschen Klubs mitgewirkt haben. Ähnlich groß ist in beiden Industriegebieten die andauernde Begeisterung der Fans für den Fußballsport, die sich insbesondere in der Treue für kleinere Klubs und der Tätigkeit in den Ortsvereinen manifestiert. Die aus Schlesien stammenden und im Ruhrgebiet wirkenden Sportler sind auch nach dem Ende der Karriere weiterhin dem Fußball treu geblieben. So engagieren sie sich in der Altherrenliga und sind auch im Sinne des deutsch-polnischen Sportaustausches aktiv. Den Leihgebern Georg Ignacek und Dr. Jozef Kurzeja verdankt das Oberschlesische Landesmuseum zahlreiche Exponate und Andenken in der Ausstellung. Sie tragen dazu bei, der schlesischen Fußballerseele ein Stück näher kommen.
Die Finissage der Ausstellung am 8. Juni 2008 fällt mit dem EM-Spiel „Deutschland gegen Polen“ zusammen. Bei der Abschlussveranstaltung rücken die aktuellen Ereignisse rund um die Europameisterschaft in den Mittelpunkt. Am Abend können die Besucher gemeinsam auf einer Großleinwand das Fußballspiel verfolgen. Termine zu weiteren Begleitangeboten werden auf der Homepage des Oberschlesischen Landesmuseums im Internet unter: www.oslm.de bekannt gegeben.
Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags von 11–17 Uhr, montags geschlossen; Öffnungszeiten Karfreitag-Ostermontag: Am 21 März (Karfreitag), am 22 März (Samstag) und am 23. März (Ostersonntag) ist das Museum geschlossen. Am 24. März (Ostermontag) ist das Museum von 11–17 Uhr geöffnet.
Beachten Sie bitte auch weiterführende Links auf dieser Seite sowie frühere Artikel über den Fußball in Schlesien, hier insbesondere den Bericht über Ernst Willimowski.
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