Fußnoten zur Fußballgeschichte | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Über 100 Jahre SOFV
{ 14:17, 19-Jul-2008 }
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Vor zwei Jahren wurde angesichts der Fußballweltmeisterschaft in Deutschland überall im Lande die Geschichte der Lieblingsnebensache der Deutschen beschworen. Dass der Südostdeutsche Fußballregionalverband aus damaliger Sicht vor 100 Jahren gegründet wurde, war jedoch längst eine übersehene Fußnote aus den Urzeiten des runden Leders.
Als sich am 28. Januar 1900 in Leipzig Vertreter von 86 Fußballvereinen versammelten, um den Deutschen Fußball-Bund zu gründen, war aus Schlesien nur der SV „Blitz“ Breslau (ab 1907 VfR) vertreten. In der Chronik zum 25-jährigen Bestehen des DFB hieß es so auch, dass die „ungünstige geographische Lage“ von Schlesien hier einen verspäteten Einzug des Fußballs zur Folge hatte. Immerhin war es bereits am 6. September 1892 zu einem ersten öffentlich dargebotenen Fußballspiel in Breslau gekommen, aus der die Spielriege innerhalb des ATV hervorging, aus der 1898 der FC Breslau (später VfB) hervorging. Aufgrund der großen Entfernungen und der Dominanz ländlicher Regionen in den ostelbischen Gebieten, blieb der Fußball länger als anderenorts in Deutschland auf größere Städte beschränkt. Während in Süd-, West-, und Mitteldeutschland bereits frühzeitig großflächige Regionalverbände des DFB bestanden (die beiden Erstgenannten bestehen bis heute), führten die Entfernungen im Norden sowie in den ostelbischen Gebieten zunächst nur zur Bildung lokaler Verbände. In Schlesien war erst am 25. Februar 1903, dem Jahr der ersten deutschen Meisterschaft, der „Verband Breslauer Ballspielvereine“ durch den FC, den SV Blitz, dem SC Schlesien und dem Vorläufer der Vereinigten Breslauer Sportfreunde, dem SC Preußen 02 gegründet worden. Im Jahr darauf fanden sich die Vereine aus der Hochburg der Textilindustrie Forst und aus Cottbus zu einem Verband der Niederlausitz zusammen. Der DFB drängte jedoch zu einem großflächigen Regionalverband wie in den anderen Regionen des Reiches. Vor diesem Hintergrund wurden am 18. März 1906 die Verbände in Breslau und der Niederlausitz zum Südostdeutschen Fußballverband (SOFV) mit der Maßgabe vereinigt, die noch unorganisierten Gebiete in Schlesien und der Mark Posen mit in ihre Reihen zu nehmen.
Das bevölkerungsreiche oberschlesische Hüttenrevier bildete noch im Gründungsjahre unter Beteiligung des SC Diana Kattowitz, des SC Germania Kattowitz, von Preußen Kattowitz, Borussia Myslowitz sowie Ratibor 03 und dessen Lokalrivalen Preußen 06 den dritten Bezirk neben der Niederlausitz und Breslau. Ausgerechnet die Spielvereinigung Königshütte 01, die den Fußball nach Oberschlesien brachte, trat erst später bei. Ebenfalls noch 1906 konnte ein Bezirk Niederschlesien gebildet werden, in dem sich die frühen Klubs aus Liegnitz und Freiburg sammelten. 1910 gelang dem SOFV dann endlich auch Posen zu einer Bezirksgründung zu führen - mehrere Jahre hatten der Deutsche Sportverein (DSV) und Britannia Posen mangels lokaler Konkurrenz im Breslauer Bezirk mitgespielt. Sechster Bezirk wurde im März 1911 die Oberlausitz, wo der SC Preußen Görlitz (später STC) die Entwicklung 1906 ins Rollen gebracht hatte. Neue Vereine schossen nach dem 1. Weltkrieg wie Pilze aus dem Boden. Durch die rasante Entwicklung außerhalb der Großstädte war im Spielbetrieb jedoch unterhalb der Bezirke die Bildung von Gauen erforderlich. Abgesehen von einigen Grenzänderungen bestanden viele Jahre in Mittelschlesien die Gaue Breslau, Oels, Brieg und Münsterberg, in (West-)Oberschlesien die Gaue Gleiwitz, Beuthen, Ratibor, Oppeln und Neustadt O.S., in der Niederlausitz die Gaue Cottbus, Forst und Senftenberg, in der sportlich um das Riesengebirge erweiterten Oberlausitz Görlitz, Sagan und Hirschberg sowie in Niederschlesien die Gaue Liegnitz, Wohlau, Glogau, Schweidnitz und Waldenburg. Trotz des Mitgliederbooms hatte der SOFV jedoch einen schweren Einschnitt hinter sich. In der bereits eingangs erwähnten Chronik zum 25-jährigen Bestehen des DFB heißt es mit Blick auf Posen und Ostoberschlesien einleitend im Text über den SOFV: „Durch den Krieg und seine Folgen sind dem SOFV schwere Gebietsverluste entstanden, wie sie im Verhältnis zur Größe des SOFV kein anderer Landesverband im DFB zu erleiden hatte“ - nur ein Vorgeschmack auf 1945. Der Verlust der Ostgebiete nach dem 2. Weltkrieg hat ohnehin nur den kümmerlichen Rest der Niederschlesischen Oberlausitz und der brandenburgischen Niederlausitz vom einstigen SOFV-Gebiet nach der Wiedervereinigung in den DFB zurückgeführt. Die jahrzehntelange Geschichte im Deutschen Fußballverband der DDR (DFV), die nun jedoch als Nordostdeutscher Fußballverband (NOFV) mit den fragmentarischen Gebieten des SOFV, der Mark Brandenburg, dem Gebiete des ehemaligen Mitteldeutschen Verbandes sowie Mecklenburg (einst im Gebiet des Norddeutschen Verbandes) und Vorpommern (einst im bis nach Ostpreußen reichenden „Baltenverband“) dem DFB beitrat, ist längst durch spätere Geschichte überlagert worden. Ohnehin existierte der SOFV, der seine Verbandsgeschäftsstelle an der Viktoriastr. 85 (ul. Lwowska) und später an der Piastenstr. 31 (ul. Piastowska) hatte, nur bis zur Gleichschaltung 1933, die zumindest sportlich jedoch mit der Bildung einer gesamtschlesischen Gauliga einen erheblichen Fortschritt gebracht hatte.
Meisterschaftsehrentafel – 1906, 07: Schlesien Breslau; 1908: VfR 1897 Breslau; 1909: Alemannia Cottbus (heute FSV Cottbus); 1910: VfR 1897 Breslau; 1911: FC Askania 01 Forst, 1912; ATV 1896 Liegnitz; 1913, 14: FC Askania 01 Forst; 1920, 21, 22, 23, 24: Vereinigte Breslauer Sportfreunde; 1925: FC Viktoria 01 Forst; 1926: Breslauer SC 08; 1927: Vereinigte Breslauer Sportfreunde; 1928: Breslauer SC 08; 1929 SC Preußen 1910 (Zabrze-) Zaborze; 1930, 31, 32, 33 Beuthener SuSV 09
Anm.: Schlesien Breslau und der VfR fusionierten 1934 zum VfR Schlesien 1897 Breslau, die Vereinigten Breslauer Sportfreunde und der Breslauer SC 08 bereits 1933 zur Breslauer SV 02
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