Fußnoten zur Fußballgeschichte | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
RasenBallsport Leipzig
{ 14:11, 31-May-2009 }
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„Na Endlich nimmt der Leipziger Niedergang ein Ende. Irgendwann hat man von jedem unbelehrbaren „Traditionsverein“ mal die Schnauze voll. Lok und Sachsen können einpacken - mein Mitleid ist längst verbraucht! Nanu, ausgerechnet aus meiner Feder findet sich zur Gründung von „RasenBallsport Leipzig e.V.“ durch den Red-Bull-Konzern ein solcher Eintrag in einem Fußballforum? Wer diesen Blog verfolgt, weiß doch eigentlich, dass hier aus jeder Pore die Leidenschaft für (Achtung Phrase) „ehrlichen Fußball von Unten“ und die Ehrfurcht vor Tradition dringt. Doch die Verhältnisse in Leipzig sind gänzlich andere als in Salzburg, wo Red Bull die örtliche Austria zerstört hat und ihre Geschichtskontinuität negiert. In Leipzig hatte die DDR diese Aufgabe längst erledigt und durch willkürliche Hin- und Herdelegierungen sowie politisch motivierte Umbenennungen eine „Traditionswüste“ hinterlassen, die heute mit Ehrfurcht vor Biographien schöngeredet wird. Deutlich daran ablesbar, dass die Probstheidaer Fußballfans sich lange nach der Wende (sic!) enger an eine rostige Lokomotive ankoppeln konnten als an einen stolzen VfB oder daran, dass man in Leutzsch bis heute nicht an TuRa anknüpfen will, sondern sogar den gar nicht so schlecht gewählten Namen FC Sachsen noch immer mit Chemieschlachtrufen besudelt. Was einst Opposition in der DDR „ihrer Möglichkeiten“ war ist heute längst tiefste, destruktive Ostjammerei aus dem Ghetto. Harmlose Rote Bullen, die allenfalls wegen ihres nervigen, deutsche Rechtschreibregeln brechenden Namens (Mitten im Wort ein großer Buchstabe) Ärger bereiten, können gar nicht soviel Brechreiz auslösen wie Schrottlokomotiven oder Chemieunfälle vom Schlage Bophal Leutzsch. Doch anstatt genau diese Leere zum Aufbruch zu Nutzen, verschanzte sich der pubertierende Fußballvolkssturm mit seinen Leuchtraketen immer tiefer in seine Stellungen im Westen und Südosten der vom Fußball befreiten Stadt. Mit einer Fanpolitik der verbrannten Erde wurden an den letzten für einen VfB Sachsen, der alle Traditionen hätte aufgreifen und miteinander versöhnen können, brauchbaren Fragmenten die Lunten auf dem Rückzug gezündet. Alles dahin, 20 Jahre nach der Wiedervereinigung kann nun im Rahmen einer Schadensbegrenzungsaktion eine Aufbauarbeit begonnen werden die freilich nicht den Charme eines VfB Sachsen entfalten kann. Dennoch: Die Idee die Oberligafußballer des SSV Markranstädt aus ihrem Verein zu lösen und an ihre Stelle den Oberligisten RasenBallsport Leipzig zu setzen bedeutet immerhin, einen sportlichen Weg zu gehen und wirklich bei 0 anzufangen.
Sponsorennamen sind in Deutschland im Gegensatz zu Österreich nicht gestattet. Insofern steht RB in Leipzig bzw. Markranstädt offiziell für RasenBallsport, weist faktisch aber bereits auf Red Bull hin. Die Wappen der New York Red Bulls und von Red Bull Salzburg sind insofern fast identisch. Nur der Ortsname ist natürlich ein anderer, und Red Bull kann dort ganz offiziell ausgeschrieben stehen. Das hier gezeigte Wappen wurde dieser Tage im ehemaligen SSV Markranstädt- und jetzigen RasenBallsport-Forum präsentiert, das später jedoch herausgenommen wurde, da wohl noch keine Absprache zur Aufsicht des noch inoffiziellen Forums durch Redbull gegeben war. P.S.: Nach Freischaltung der RB-Leipzig-Homepage stellte sich heraus, dass nur die Schriftart bei Leipzig eine andere ist. Auf der Homepage finden sich zudem "dynamisierte" Bullen. Allerdings benutzt Red Bull auch im Falle Salzburgs und New Yorks parallel Logos mit beiden Bullenvarianten.
"Leichtathletik Rasensport" Ahlen hatte es bereits vorgemacht, wie man mit sportlichen Zügen getarnt, den Geldgeber zufrieden stellen kann (hier LR-Kosmetikversand)
Dass Neider nun Sabotagearbeit leisten könnten (die eine oder andere Rakete bei RasenBallsport-Heimspielen könnte vielleicht Punktabzüge provozieren - so krude denken einige Lokisten und Chemiker), wird die Solidarität der Masse der Leipziger vermutlich eher für den neuen Klub provozieren. Den Frust aufgreifend schreibt zum Beispiel „Chemie Uli“ im Forum von Nordostfußball: „(…) Ich weiß nicht, in welcher Welt ihr eigentlich noch lebt. Das sind Profis, echte, alle bewährt und nicht solche Nachtjacken wie sie bis jetzt bei Lok oder dem FCS die Chefsessel zerfurzten. Da ist alles seit Jahren geplant, da ist jeder Schritt schon lange dokumentiert. Das sind Wirtschaftsfachmänner, die lassen sich nicht von irgendwelchen Vorstadtfuzzis an die Karre fahren, das kann man sich abschmatzen. Das würden die auch solo durchziehen können, denn gegen Red Bull ist Hopp ein armes Schwein. Aber die haben ja sogar Politik, Wirtschaft und das riesengroße Eventpublikum auf ihrer Seite, welches die Schnauze gestrichen voll hat von den jetzigen Zuständen. Nicht zu vergessen die Presse, welche in der Lage ist, aus jedem viertklassigen Kleingärtnertreffen ein gesellschaftliches Ereignis zu kreieren und umgedreht. Ihr werdet euch putzen. Auf die 3.000 Flaschen, welche jetzt noch zu den Klubs pilgern, sind die doch gar nicht angewiesen. In 2-3 Jahren haben die das Dreifache. Alles schon geplant und berücksichtigt. Leute, die Ostzeiten sind vorbei, falls es hier noch keiner gemerkt hat. Genau das, was ihr sonst den „Idealisten“ in anderen Vereinen vorwerft, betreibt ihr doch selber, ihr „Kommunisten“ (…)“. Ob nun sarkastisch oder durch eigenes Fandasein von der Entwicklung angewidert, das Urteil ist einschränkungslos zu unterschreiben. Genauso zweideutig fragt „Lokist“ schon mal in die Runde: „Kauft mir jemand jetzt noch das ganze LOK-Zeuch ab oder muss ich über Ebay gehen?“ Natürlich weiß jeder, bei RB Leipzig wird es einen anderen Fußball geben. Einen Fußball der Kompromisse. Ich selber kenne das als hannoverscher Fußballfan. Mit dem Herz und mit der Bratwurst im Stadion in der Hand quasi zum Sonntagsausflug bei Sonnenschein beim SV Arminia, von dem man das ein oder andere Ergebnis schon mal verpasst. Anderen Tags dann, um nicht im sozialen Stadtraum zu vereinsamen sowie um den Lokalpatiotismus auf großen Niveau auch national zu fröhnen mit Sympathie und wenn man ehrlich ist auch mit Leidenschaft zum Verein in der AWD-„Arena“ bei 96 - hier allerdings ohne Bratwurst, weil die scheiße schmeckt und mit einer boykottierten Chipkarte zu zahlen ist. Im Fanforum von Nordostfußball stellt „Stellwerker“ dazu seinen Vergleich an: „Die ganze Brausegeschichte mal als wahr und in trockenen Tüchern unterstellt, darf man davon ausgehen, dass Traditionsfußball mit lecker Bratwurst vom Grill, Zigaretten- und Bierdunst in der Luft und siffigen Pissbuden (wer die denn braucht) in Leipzig weiterhin in blau-gelb und grün-weiß, aber allenfalls an der Spitze des Amateurbereichs stattfindet. Der Langnese-Familienblock ist - wie die rauchfreie RB-Arena im Profibetrieb - zukünftig vollbesetzt in rot-blau, die Einheitsbulette aus der Fabrik schmeckt auch nicht schlecht und es gibt Kannen- und Merchandisingstände ohne Ende. (…) Ich finde es ABSOLUT KRANK, dass sich „Fans“ aus dem blau-gelben und grün-weißen Lager nach jahrzehntelang gepflegter Antipathie plötzlich einig sind, wenn es „gegen etwas“ geht. Armleuchtern dieser Kategorie ist es zu danken, dass Fußball-Leipzig jetzt wohl da ist, wo es offensichtlich hingehört: In den Händen professioneller Planer, Macher, Geldverdiener“. Mit überzeugender Schlussfolgerung liefert der Stellwerker unfreiwillig sogar ein dickes Argument für den eigentlich unschönen Eventfußball, der in den Arenen durch sein All-you-can-fun-Dauerberieselungsterror jedes Halbzeitgespräch unmöglich gemacht hat. ENDLICH einmal Fußballgenuss ohne die Nikotinmaffia, die aufgrund des unzureichenden Nichtraucherschutzes im Freien sich weiterhin auf Kosten ihres Umfeldes austoben darf. Nicht zuletzt spricht noch ein anderes ganz dickes Argument für den Einstieg von Red Bull: Die pure geografische Gerechtigkeit. Wie soll die innere Einheit auf Dauer gelingen, wenn alle Chancen der Umstrukturierung (natürlich mit allen ihren Nachteilen) auf Dauer in einem deutschen West-Ost-Mezzogiorno zementiert werden? Die Bundesliga 2009/10 steht (abgesehen von der Insel Berlin) ohne einen einzigen Nordostklub da, obwohl ihrem Bevölkerungsanteil – und mithin zu erwartenden Faninteresse gemäß – 3 ½ Vereine der Bundsliga Nordostklubs sein müssten. Die Vertretung des Nordostens in den Spielklassen darunter ist ebenfalls bescheiden, was neben den wirtschaftlichen Nachteilen der Ostklubs auch darauf zurückzuführen ist, dass man den Nordosten ligastrukturell massiv durch West-DFB-Seilschaften benachteiligt hat, die zur Begründung ihrer Besitzstandswahrung nicht einmal ihren an sich schon abwegigen eigenen Vorgaben von im Spielbetrieb stehenden Mannschaften folgen. Nach der Wiedervereinigung wurde ein Oberligaunterbau installiert, in dem Hessen mit 13.000 Mannschaften und 5 Millionen Einwohnern die gleichen Aufstiegschancen in den Regionalligafußball (und damit die Einstiegsebene zum Profifußball) genoss wie der Nordosten mit 22.000 Mannschaften und 17 Millionen Einwohnern. Diese Zeiten werden übrigens nach der nächsten Saison zurückkehren, wenn der Norden und Nordosten (derzeit vorübergehend mit vier Aufsteigern in die Regionalliga berücksichtigt) auf 3 Aufsteiger reduziert werden, während man erneut Hessen oder die ähnlich kleine Südwestoberliga, die man perfekt zusammenlegen könnte, umbeschadet lässt. Sind wir mal ehrlich: Im Nordosten gab es keinen wirtschaftlichen Erfolg eines Hopp, der seine Region hochhievte, im Nordosten gibt es keinen etablierten Konzern wie in Wolfsburg oder Leverkusen, der sportlich ähnliches erreichen könnte, der Nordosten hat in den Großstädten keine Basis für einen Sponsorenpool, der einem etablierten Verein für Spitzenfußball reichen könnte, der Nordosten wurde durch eine Ligareform nach der anderen sportlich immer weiter gesäubert. Jetzt ist die Stunde gekommen, im Bunde mit Geld von Außen mal die eigenen Zähne zu zeigen. Leipzig ist dafür der ideale Standort, da es hier nur noch verbrannte Erde gibt. Also am Sonnabend Spitzenfußball in einer Red-Bull-Arena und meinetwegen am Sonntag in Leutzsch oder Probstheida ´ne Stadionbratwurst (falls die Knallerei der Durchgeknallten und ULTRAbekloppten mal aufhört). Strecken wir den Arschlöchern die Zunge raus, die von Traditionen faseln, nur um z.B. ihre vielbeschworene Zwergregion Osthinterpfalz (Kaiserslautern) zu retten oder sich als Gralshüter anderer Traditionsklubs generieren, obwohl sie in ihrem Leben noch nie etwas von Namen wie Arminia Hannover, Karlsruher FV, Viktoria 89 Berlin oder Westfalia Herne gehört haben. |
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