Friedrichstadt Blues

Der Fahrstuhl des Schreckens

21:44, 31-Jan-2008 .. 0 Kommentare .. Link

„Der Fahrstuhl nach unten hält nicht an.“ Das war sinngemäß immer die Metapher, welche die Sächsische Zeitung in den letzten Jahren bemühte, wenn sie über den Dresdner Sportclub berichtete. Für die Fans waren die letzten Saisons, metaphorisch gesprochen, ein Fahrstuhl des Schreckens.

Ungern erinnert man sich zurück wie es war beim DSC, genau vor einem Jahr im Januar 2007. Nach unzähligen Abstiegen sah es auch in der Bezirksliga alles andere als rosig aus. Mit nur 11 Punkten aus 15 Spielen stand der Sportclub mal wieder auf einem Abstiegsplatz. Besonders bitter für die Fans waren die vielen hohen Niederlagen wie gegen Einheit Kamenz (0:8), Bischofswerda (0:5) oder im eigenen Stadion gegen Wesenitztal. (1:5), weshalb Andreas Pach durch den verdienten Ex-Spieler Andreas Diebitz im Traineramt abgelöst wurde, was zumindest bei den älteren DSC-Fans für Begeisterung sorgte.

Doch bereits die Testspiele im Januar 2007 ließen nichts Gutes vermuten, 0:8 hieß es es gegen die erste Mannschaft von Laubegast, wenige Tage später gab es dann noch eine 1:5 Pleite gegen deren zweite Mannschaft, die in jener Saison noch eine Liga unter dem Sportclub spielten. Da war dann auch dem letzten klar, dass uns der ungeliebte Lokalrivale aus dem Dresdner Osten nicht nur überholt, sondern inzwischen überrundet hatte, Das letzte Testspiel gegen den Kreisligisten Birkwitz-Pratzschwitz konnte zwar gewonnen werden, aber nur mit Mühe und Not 3:2.

Am Ende stieg der Sportclub mal wieder sang- und klanglos und auch völlig verdient ab. Die Gründe dafür sind aus heutiger Sicht ziemlich offensichtlich. Mit einem, so hatte es zumindest den Anschein, uninteressierten Trainer, der das eine oder andere Training wegen seiner beruflichen Verpflichtungen nicht durchführen konnte und während der Spiele rauchend und gelangweilt am Spielfeldrand stand, einer disziplinlosen Truppe, die ihr Potential zu keinem Zeitpunkt der Saison auch nur annähernd ausspielte und einer wegen der Insolvenz handlungsunfähigen Vereinsführung bleibt der Erfolg zwangsläufig aus.

Im Januar 2008 stellt sich die Situation dagegen sehr viel besser dar. Mit 30 Punkten steht der DSC auf Platz 4 in der Tabelle der starken Bezirksklasse IV. Zwar gab es in der aktuellen Saison auch einige schwache Spiele, wo unnötig Punkte abgegeben wurden, trotzdem stehen zur Hinrunde 30 Punkte aus 15 Spielen zu Buche. Besonders der 5:0 Auswärtssieg gegen Stahl Riesa im Oktober wird den DSC-Fans lange in Erinnerung bleiben.

Aber auch die Gründe für den plötzlichen Aufschwung sind offensichtlich. Im Juli gelang es der Vereinsführung, den als absoluten Fußballfachmann bekannten Trainer Harald Fischer zu verpflichten. Noch heute fragt sich mancher DSCer, wie wir zu diesem Trainer kamen, und vor allem, warum Dynamo so einen Fachmann ziehen lässt und sich Leute wie Jan Seifert an die Linie stellt.

Fischer, der bereits den Bischofswerdaer FV in der DDR-Oberliga betreute, ist ein Fußballlehrer der alten Schule, der diesen Sport lebt wie kaum jemand anderes. Der selbst während der Ligaspiele an der Linie seinen Spielern Kommandos übers Feld schreit und jeden Schuss, jeden Pass und jedes Tor mitzuerleben scheint wie seine Spieler auf dem Platz. Der stets fordert, dass sein Team im Training wie im Spiel an die absolute Leistungsgrenze geht, auch wenn es nur Bezirksklasse-Fußball ist. Der, wenn er zum Spieltag einmal verhindert ist, sich das Spiel auf Video aufzeichnen lässt, um es später auszuwerten. Der allein durch seine Reputation einige wichtige Verstärkungen zum Sportclub holen konnte. Der endlich wieder eine strikte Disziplin in die erste Mannschaft gebracht hat, in der ersten Halbserie wurde kein einziger Spieler des DSC vom Platz verwiesen. Letzte Saison flog in jedem dritten Spiel ein DSC-Spieler vom Platz, nicht selten wegen groben Unsportlichkeiten wie Zuschauerbeleidigung oder Anspucken des gegnerischen Torhüters.

Der wiedergekehrte sportliche Erfolg hängt aber auch eng mit der Arbeit der Vereinsführung zusammen. Am 01.07.2007 traten die Mitglieder des DSC Fußball 98 wieder in den Gesamtverein als Fußballabteilung ein, die horrenden Schulden war man dadurch los. Endlich wieder handlungsfähig und mit Sicherheit für die Zukunft ausgestattet, konnte man einen auch ein Konzept für die Trendwende erstellen und somit einen Hauptsponsor, einen richtigen Trainer sowie die ein oder andere sportliche Verstärkung zum Club holen. Ein echter Coup gelang im Januar, als man Bert Schindler vom zwei Klassen höher spielenden Sachsenligisten Bannewitzer SV verpflichtete. Schindler, der schon in der Jugend beim DSC spielte, gilt als echter Knipser und wird noch den einen oder anderen Bezirksklasse-Keeper zur Verzweiflung treiben. Für Verwunderung sorgte die Verpflichtung von Jens Flügel als Co-Trainer. Flügel war vor gar nicht langer Zeit noch Trainer des FV Dresden 06, und noch am Anfang der Saison hätte man ihn mit Handkuss als neuen Headcoach beim Sportclub begrüßt. Man sollte meinen, Jens Flügel ist für die Rolle des Co-Trainers eines Bezirksklassisten völlig überqualifiziert.

Im ersten Testspiel des Jahres wurde die zweite Mannschaft von Laubegast, inzwischen eine Liga über dem DSC, locker mit 6:0 geschlagen. Gegen deren erste Mannschaft gab es zwar eine 3:0-Niederlage im nachfolgenden Testspiel, allerdings spielte der DSC sehr ordentlich gegen den Spitzenreiter der Landesliga. Später gab es noch einige Testspielniederlagen, aber die konnte man dieses Jahr mit den schweren Beinen der Spieler erklären, die sie durch die hohe Trainingsintensität hatten. Letzte Saison gab es für die schlechten Testspiele eigentlich nur eine Erklärung, die Mannschaft war, auf deutsch gesagt, einfach zu scheiße.

Der Fahrstuhl ist erstmal gestoppt und hat seinen Schrecken verloren, und man darf sicher sein, dass es früher oder später wieder aufwärts geht. Ob es diese Saison mit dem Aufstieg bereits klappt, ist fraglich. Sieben Punkte Rückstand auf den Lommatzscher SV sind eine ganze Menge, aber das von der Mannschaft selbst gestellte Ziel, Platz 2, wird es schon werden.



Das Stadion Primorje....

22:19, 27-Dec-2007 .. 0 Kommentare .. Link
..... in der russischen Hafenstadt Nakhodka macht von außen einen äußerst interessanten Eindruck.


Leider fand hier noch nie ein Fußballspiel statt, es ist die größte Investruine in der Stadt.

Hinter den blauen Scheiben gibt es keine Logen, keine Fanartikelstände, keine Spielerkabinen. Im Inneren keine Tribünen, keine Werbebanden und Anzeigetafel, kein Rasen und keine Tore.


Wie man sieht wird es als Parkplatz "genutzt", als Bootsabstellplatz gar, das Unkraut steht meterhoch. Da, wo sich die reichen Sponsoren zum Sekt treffen sollten, befinden sich jetzt Ramschläden, in denen man gefälschte Markenklamotten oder schwarzgebrannte Software und Filme kaufen kann. Jedem Fußballfan blutet bei diesem Anblick das Herz.

Warum das Stadion nie fertig gebaut wurde, konnte mir niemand sagen. Wahrscheinlich war es irgendwann Anfang der 90iger, als Okean Nakhodka in der ersten russischen Liga spielte, der städtische Wunderstürmer Oleg Garin die Leute verzauberte und ZSKA Moskau mit 5:2 aus der Stadt gefegt wurde. Wahrscheinlich war das alte Stadion nicht mehr gut genug für die großen Fußballträume dieser kleinen Stadt im vergessenen Fernen Osten Russlands.

Wie auch immer, das Stadion Primorje wurde nie fertig gestellt, Okean Nakhodka spielt auch heute noch im altehrwürdigen Stadion Vodnik.


Mit 5000 Sitzplätzen bietet es genügend Platz für die Zuschauer des Drittligisten. Ein Casino oder Bierstand gibt es nicht, die Leute bringen sich zu den Spielen ihr eigenes Bier mit. Dafür kann man Sonnenblumenkerne am kleinen Fanartikelstand kaufen.

Aber vielleicht, irgendwann, wird auch im Stadion Primorje
der Ball rollen......


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